XXL-Becher-Verbot würde nicht die Armen benachteiligen

Studie zum umstrittenen New York City-Gesetz zeigt, dass es tatsächlich bei Schwergewichtigen Wirkung zeigen würde, nicht aber – wie befürchtet – überproportional bei den Armen
New York (USA) - Die Stadt New York sollte ein Vorreiter gegen die Fettleibigkeit werden, indem Softdrinks nicht mehr in übergroßen Portionen zum Verkauf stehen sollten. Derzeit diskutiert ein Berufungsgericht darüber, ob die bis zu anderthalb Liter fassenden XXL-Becher tatsächlich verboten werden dürfen. Kritiker befürchten, das Gesetz werde die ärmsten Bürger benachteiligen, die besonders auf gute Preis-Leistungs-Verhältnisse angewiesen seien. Doch das ist falsch, berichten jetzt New Yorker Gesundheitsforscher nach der Auswertung umfassender Ernährungsdaten. Arme Bürger wären kaum stärker betroffen, da sie ihre Softdrinks meist günstiger im Supermarkt kaufen und zu Hause verzehren, schreiben die Forscher im „American Journal of Clinical Nutrition“. Das Verbot aber soll nur in Restaurants und an Straßenständen gelten. Andererseits zeigten die Zahlen, dass die Reduzierung tatsächlich bei Übergewichtigen aller Einkommensklassen wirken dürfte. Besonders die Jungen unter ihnen kaufen Getränke gern im XXL-Format. Gerade Ihnen könnte die Beschränkung helfen, so hoffen die Forscher, kleinere Portionen wieder für normal zu halten.

„Unsere Ergebnisse sind klar: Ein solches Gesetz würde eine der grundlegenden Ursachen von Fettleibigkeit angehen – die wachsende Portionsgröße gesüßter Getränke“, berichtet Hauptautorin Y. Claire Wang von der Mailman School of Public Health der Columbia University. Mit Kollegin Seanna M. Vine hatte sie Ernährungsdaten von 19.147 US-Amerikanern aus den Jahren 2007 bis 2010 analysiert. Besonders von Interesse war der Verzehr von mit Zucker, Honig oder Sirup gesüßten Softdrinks und ähnlichen alkoholfreien Getränken. Das Fazit: Täglich konsumieren 60,5 Prozent der US-Amerikaner süße Getränke – doch greifen dabei in Restaurants, Kinos oder an Straßenständen im Schnitt nur 7,5 Prozent zu XXL-Portionen. Bei Übergewichtigen sind es 8,6 Prozent, bei Normalgewichtigen nur 6,4 Prozent. Besonders stark vertreten sind bei XXL-Größen aber übergewichtige Teenager mit 13,6 Prozent und ebensolche junge Erwachsene (von 20 bis 44 Jahren) mit 12,6 Prozent.

Arme US-Amerikaner hingegen – mit einem Einkommen um die und unter der Armutsgrenze – wählten die süßen XXL-Getränke nicht häufiger als solche mit höherem Einkommen. Das könnte daran liegen, so die überraschten Forscherinnen, dass erstere seltener in Restaurants essen und trinken. Wang fasst zusammen: „Eine große Menge Softdrink zu kaufen und zu Hause zu trinken ist billiger“. Von jenen US-Bürgern, die ihre Süßgetränke auswärts verzehren, tun das durchschnittlich 65 Prozent in Fastfood-Restaurants, 28 Prozent in Restaurants mit Bedienung, 4 Prozent in Kinos, Sportstadien oder an ähnlichen Orten sowie 2 Prozent an Straßenständen und 1 Prozent in Bars. Das gilt für Menschen aus allen Regionen der USA – in New York City wären die Zahlen nur leicht verschoben, so Wang, weil es dort mehr Straßenverkäufer und reguläre Restaurants gibt als im Rest des Landes.

Trotzdem halten Wang und Vine ein Verbot landesweit für sinnvoll, um die Fettleibigkeit einzudämmen. Falls das Gesetz tatsächlich in Kraft tritt, würden Kunden bei kleineren Bechern vermutlich Gratis-Nachschenken oder Rabatte für mehrere Becher bekommen. Die Simulation verschiedener Szenarien ergab, dass sich vermutlich acht von zehn bisherigen XXL-Fans auf einen der dann größten Becher mit einem halben Liter (16 oz) beschränken würden. Nur zwei dürften zwei dieser Becher wählen, so Wangs wahrscheinlichstes Szenario – anders als bei einer kürzlich veröffentlichten kalifornischen Studie, die zum Ergebnis kam: Beim gleichen Preis würden die Menschen eher mehrere kleine Portionen wählen. Behielte Wang recht, so würden Erwachsene im Schnitt 63 Kilokalorien täglich sparen, Kinder und Teenager 58 Kilokalorien: jeweils drei bis vier Teelöffel Zucker. Das entspricht in etwa auch den offiziellen Zielvorgaben, die die Fettleibigkeit in den USA bis 2020 reduzieren sollen.

Gleichzeitig könnten Regelungen für kleinere Becher in der Öffentlichkeit auch das Verhalten daheim beeinflussen, vermutet Wang: „Das Verändern der gesellschaftlichen Normen ist schwierig, aber so wie die Portionsgrößen gewachsen sind, ist es sinnvoll, einen neuen Standard zu etablieren“. Im Jahr 1955 beim Start von Mc Donald's fasste ein Standard-Becher für Softdrinks rund 0,2 Liter (7 oz). Heute gelten 0,36 Liter (12 oz) als Kindergröße, 0,47 Liter (16 oz) als klein, 0,62 (21 oz) als mittelgroß und rund ein Liter (32 oz) als groß.

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