Wolfspinnen: Balzritual mit Plan B

Wenn auf hartem Untergrund Vibrationssignale schlecht weitergeleitet werden, setzt das Männchen auch auf visuelle Kommunikation
Eine amerikanische Wolfspinne (Schizocosa ocreata)
Eine amerikanische Wolfspinne (Schizocosa ocreata)
© George W. Uetz, University of Cincinnati
Cincinnati (USA) - Spinnen können ihr Balzritual an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Männliche Wolfspinnen werben um die Partnerin auf einem Laubboden, indem sie Vibrationen der trockenen Blätter erzeugen. Unter diesen Bedingungen können die Signale optimal zum Weibchen gelangen. Auf weniger geeignetem hartem Untergrund setzt das Männchen verstärkt visuelle Signale ein, um die Effizienz der Kommunikation zu verbessern. Bisher war eine derartige Flexibilität des Verhaltens nur bei Wirbeltieren bekannt, schreiben amerikanische Biologen im Fachblatt "Animal Behaviour".

"Wenn die seismischen Signale wegen der Umweltbedingungen nicht funktionieren, haben männliche Wolfspinnen die Fähigkeit, zu einer anderen Kommunikationsform zu wechseln. Man könnte sagen, sie verfügen über einen Plan B", sagt George Uetz von der University of Cincinnati. Zusammen mit Shira Gordon untersuchte er das Balzverhalten einer amerikanischen Wolfspinnenart (Schizocosa ocreata). Auf trocknen Laubblättern war die Brautwerbung der Männchen in 85 Prozent der Fälle erfolgreich, auf Holz, Erde oder Stein lag die Erfolgsrate nur bei 30 Prozent. Ursache dafür ist, dass die Vibrationssignale der Männchen - erzeugt durch Trommeln mit den Vorderbeinen und Aneinanderreiben von Körperteilen - auf dem Laub besonders gut an die Empfängerin weitergeleitet werden. Das scheinen die Tiere auch zu wissen, denn bei freier Ortswahl verbrachten beide Geschlechter doppelt so viel Zeit auf den Blättern wie auf einem anderen Untergrund.

Waren die Männchen gezwungen, ihre Balzsignale auf Holz, festem Boden oder Stein zu erzeugen, sendeten sie zusätzlich visuelle Botschaften aus, indem sie mit den vorderen Gliedmaßen Winkbewegungen vollführten. Sie merken also, wenn die Wirksamkeit ihrer Vibrationssignale nachlässt, und versuchen den Balzerfolg auf andere Weise zu erhöhen. Diese Fähigkeit zur Anpassung des Verhaltens war für ein wirbelloses Tier unerwartet und galt bisher als typisches Merkmal von Wirbeltieren.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Multimodal communication of wolf spiders on different substrates: evidence for behavioural plasticity", Shira D. Gordon, George W. Uetz, Animal Behaviour, Vol. 81 (2), p. 367-375, doi:10.1016/j.anbehav.2010.11.003


 

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