Wohlfühltemperatur bevorzugt: Flusskrebse kämpfen um ein behagliches Plätzchen

Eine angenehme Wassertemperatur ist für die Krustentiere genauso eine umkämpfte Ressource wie Nahrung oder Revier
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) bevorzugt Temperaturen von 21,8 bis 25,9 Grad Celsius.
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) bevorzugt Temperaturen von 21,8 bis 25,9 Grad Celsius.
© als gemeinfrei publiziert von M. Murphy
St. Catharines (Kanada) - Ausreichend Futter und Wasser, das Revier oder ein sicherer Unterschlupf sind im Tierreich lebensnotwendige, hart umkämpfte Ressourcen. Doch auch die Wohlfühltemperatur kann – insbesondere für wechselwarme Arten – ein ebenso wertvoller Faktor sein, haben kanadische Biologen bei einer nordamerikanischen Flusskrebsart beobachtet. Die Krustentiere streiten sich mit ihren Artgenossen um ein Plätzchen mit einer besonders angenehmen Wassertemperatur, berichten sie im „Journal of Experimental Biology“. Die Krebse legen dabei ähnliche Verhaltensweisen an den Tag wie bei anderen Rivalitäten.

„Der Wettbewerb um eine Temperatur-Ressource beinhaltet das Halten und Sichern der Ressource, ganz ähnlich, wie eine Unterkunft oder etwas zu Essen in Besitz zu nehmen“, schreiben Glenn Tattersall und seine Kollegen von der Brock University in St. Catharines. Die Biologen hatten das Verhalten Roter Amerikanischer Sumpfkrebse (Procambarus clarkii) in einem speziellen Gehege mit Videokameras aufgezeichnet und analysiert. Die Arena war in zwei Hälften geteilt, deren jeweilige Temperatur unabhängig voneinander reguliert werden konnte, mithilfe zweier umgebauter, computergesteuerter Kaffeemaschinen. Zunächst fanden die Forscher heraus, bei welchen Temperaturen sich die Krebse besonders wohl fühlen und nicht in die benachbarte Kammer der Arena abwandern: bei 21,8 bis 25,9 Grad Celsius. In weiteren Versuchen setzten sie jeweils zwei Exemplare gemeinsam in das Gehege, wobei eine Hälfte Wohlfühltemperatur hatte, das Wasser der anderen jedoch wärmer oder kälter war.

Waren die beiden Tiere bereits vertraut miteinander und hatte sich somit schon eine Rangordnung zwischen ihnen etabliert, als die Biologen sie im Versuchsaufbau platzierten, herrschten klare Verhältnisse: Es kam kaum zu aggressivem Verhalten zwischen den beiden. Der überlegene Sumpfkrebs besetzte eher die Zone mit Wohlfühltemperatur, während der unterlegene Artgenosse den Rückzug antrat. Gelegentlich kam es sogar vor, dass sie sich die bevorzugte Kammer teilten.

Trafen zwei Artgenossen allerdings erstmals in der Arena aufeinander, konkurrierten sie eindeutig um die Ressource der angenehmen Temperatur. Zwar war innerhalb einer halben Stunde eine Hierarchie abzusehen, aber der unterlegene Krebs ließ nicht locker. Er forderte den dominanten Artgenossen wiederholt heraus, um Zugang zu der bevorzugten Wassertemperatur zu erlangen. Gerade wärmeres Wasser als 25,9 Grad Celsius stresste die Flusskrebse und spornte sie besonders zum Kämpfen an. „Wenn es zu warm ist, scheint dies ein Zustand zu sein, der sie dazu zwingt, während der gemeinsamen Gefechte bei bevorzugter Temperatur mehr zu kämpfen“, erläutert Tattersall. Die Biologen halten es für möglich, dass bei den Krustentieren auch andere veränderliche Umweltfaktoren wie etwa der Sauerstoffgehalt im Wasser oder die Fließgeschwindigkeit umkämpfte Ressourcen darstellen könnten. Dies müsste in weiteren Versuchen untersucht werden.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Thermal games in crayfish depend on establishment of social hierarchies”, Glenn J. Tattersall et al.; The Journal of Experimental Biology, doi:10.1242/jeb.065946


 

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