Wie sich eine antibiotische Therapie auf die Darmbakterien auswirkt

Bisher habe man geglaubt, dass Ciprofloxacin nur geringe Auswirkungen auf die Mikroben des Darms hätte - zumal die Patienten meist nicht über gestörte Darmfunktionen klagten, schreiben die Wissenschaftler um David Relman von der Stanford University. Wegen der immens großen Zahl an Bakterienarten im Dickdarm war es in früheren Untersuchungen nicht möglich, das Ausmaß des Effekts auf das gesamte Keimspektrum zu untersuchen. Das ermöglicht erst jetzt die Technik der Pyrosequenzierung, mit der gleichzeitig große Mengen arttypischer Abschnitte von 16SrRNA-Genen sehr schnell analysiert werden können.
Die Forscher behandelten drei gesunde Testpersonen mit Ciprofloxacin - einem der am häufigsten eingesetzten Antibiotika. Wie bei einer Harnwegsinfektion wurden fünf Tage lang zweimal täglich 500 Milligramm des Gyrasehemmers verabreicht. Vor, während und nach der Behandlung ermittelten sie den Bakteriengehalt von Stuhlproben durch DNA-Analysen. Es stellte sich heraus, dass die Therapie die Zellzahl jeder dritten Darmkeimart stark verringerte. Zwar hatten vier Wochen nach Ende der Behandlung die meisten Bakterien die Ausgangswerte ihrer Populationsgrößen wieder erreicht. Aber einige der bis zu 5700 erfassten Spezies waren auch nach sechs Monaten noch stark dezimiert. Zwar klagte nach Abschluss dieser Studie keiner der Probanden über Darmprobleme. Das Ausmaß von Nebenwirkungen ist aber individuell sehr verschieden. So kann es nach einer antibiotischen Behandlung - auch in Abhängigkeit von der Art des Antibiotikums und der Therapiedauer - zu Allergien, Pilzinfektionen, Durchfällen oder sogar zu chronischen Darmerkrankungen wie einer pseudomembranösen Colitis kommen.