Wie sich die Krokodile einst über Amerika verbreiteten

Neue Funde aus Panama legen nahe, dass die Reptilien bereits die Reise nach Norden antraten, als es noch keine Landbrücke zwischen Süd- und Nordamerika gab
Gainesville (USA) - Krokodile haben sich seit Jahrmillionen nur wenig verändert und streiften schon zu Zeiten über die Erde, als diese noch von Dinosauriern bevölkert wurde. Nicht zuletzt deshalb erfreut sich diese Ordnung der Wirbeltiere bei der Erforschung der Erdgeschichte großer Beachtung. Auch ihre Verbreitung über die amerikanischen Kontinente im Laufe von Jahrmillionen ist für die Forschung von Interesse. Paläontologen aus den USA berichten nun über Fossilien aus Panama, die die ersten Fundstücke aus dieser Region Amerikas sind. Die Funde sind ein Beleg dafür, dass Krokodile den Weg von Süd- nach Nordamerika bereits fanden, als die beiden Landmassen noch durch Wasser voneinander getrennt waren. Da Kaimane nicht lange im Salzwasser überleben können, muss diese Lücke aber deutlich kleiner gewesen sein als bislang vermutet. Die Exemplare aus Mittelamerika sind zudem ein Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Krokodile Nord- und Südamerikas, berichten die Forscher im „Journal of Vertebrate Paleontology“.

„Dies sind die ersten Krokodil-Schädel, die in ganz Mittelamerika gefunden wurden“, sagt Erstautor Alex Hastings vom Florida Museum of Natural History und der University of Florida. „Sie schließen eine Lücke in der Evolution zwischen den Alligatoren Nordamerikas und den Kaimanen Südamerikas. Das ist ziemlich unglaublich.“ Bislang war man davon ausgegangen, dass eine entscheidende Voraussetzung für die Wanderung von Tieren zwischen Nord- und Südamerika das Entstehen einer Landbrücke vor etwa 2,6 Millionen Jahren war. Erst dann, so die Annahme, konnten beispielsweise Gürteltiere und Faultiere nach Norden und umgekehrt Pferde, Hasen, Füchse oder auch Katzen und Hunde nach Süden. Die neuen Funde werfen nun ein völlig neues Licht auf diese Zusammenhänge, so Hastings und seine Kollegen. Sie stammen aus rund 19,5 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten. Dies legt nahe, dass Kaimane viel früher die Reise nach Norden antraten als bisher angenommen.

Besonders spannend ist dabei die Tatsache, dass Kaimane nur im Süßwasser leben können. Da sie keinen aktiven Mechanismus besitzen, um erhöhte Salzmengen auszuscheiden, sind sie nicht in der Lage, lange Strecken im Salzwasser zu überstehen. Dies bedeutet, dass sie den Weg von Süd- nach Nordamerika bewältigt haben müssen, als die mit Meerwasser gefüllte Lücke dazwischen klein genug war. Dies wiederum stützt die aktuelle Hypothese, dass Mittel- und Südamerika vor etwa 19 Millionen Jahren deutlich näher beieinander lagen als ursprünglich angenommen. „Wir fangen an zu verstehen, dass die Säugetiere in Panama vor 19 bis 21 Millionen Jahren denen aus Mexiko, Texas und Florida zu jener Zeit zwar sehr ähnlich waren, die Reptilien jedoch eine andere Geschichte erzählen“, erläutert Hastings’ Kollege Jonathan Bloch. „Irgendwie waren sie in der Lage, von Südamerika aus herüber zu gelangen, als es noch vollständig durch Seewege getrennt war – dies ist eines der Rätsel, die künftige Untersuchungen und Forschungen in dieser Region antreiben werden.“

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Quelle: „Systematics and biogeography of crocodylians from the Miocene of Panama”, Hastings, Alexander K, Jonathan I Bloch et al.; Journal of Vertebrate Paleontology, 33(2):1-125


 

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