Wie man Hirschkäfer zählt
"Im Boden lebende Insekten zu zählen, ohne ihren Lebensraum zu zerstören, ist bekanntlich schwierig. Wir glauben, dass der Einsatz akustischer Nachweismethoden dafür sehr nützlich sein könnte", sagt Deborah Harvey aus der Forschungsgruppe von Alan Gange an der University of London. Sie und ihre Kollegen zeichneten durch in den Boden gesteckte Spezialmikrofone Geräusche auf, die die Insekten durch Aneinanderreiben von Körperteilen erzeugen. Diese so genannte Stridulation dient der Kommunikation mit Artgenossen und der Abschreckung von Fressfeinden. Vergleiche mit der Lauterzeugung von Larven anderer großer Käfer wie Rosenkäfer (Cetonia aurata) und Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus) ergaben ein für die Larven des Hirschkäfers (Lucanus cervus) typisches Erkennungssignal. Unterstützt wurde die Methode durch den chemischen Nachweis von Longifolen, einer von den Larven im Boden freigesetzten Substanz.
Um erwachsene Tiere zu zählen, erprobten die Forscher den Einsatz von Fallen mit unterschiedlichen Ködern. Stärker als durch Bananen, Erdbeeren, Tomaten, Kirschen, Wein oder Bier wurden die Käfer durch Ingwerwurzeln angezogen. Wahrscheinlich reagieren die Tiere auf das ätherische Öl alpha-Copaen, das auch andere Insekten anlockt, die im morschen Holz leben. Ingwerköderfallen aus haltbarem Plastik seien kostengünstig herzustellen und könnten in großer Zahl zu Bestandszählungen eingesetzt werden, sagt Harvey.
Der Bestand an Hirschkäfern ist in Großbritannien, Deutschland und anderen europäischen Ländern stark gefährdet. Typischer Lebensraum der Tiere sind alte Eichenwälder. Die erwachsenen männlichen Tiere, erkennbar an den geweihförmig vergrößerten Oberkiefern, nehmen kaum noch Nahrung zu sich. Ihre Größe schwankt zwischen 3,5 und sieben Zentimeter, die Weibchen sind deutlich kleiner. Die Lebensdauer der Käfer beträgt höchstens einige Monate. Die Larven dagegen leben unterirdisch bis zu sechs Jahre lang.