Wie die Katzen nach Australien kamen

„Unsere Arbeit liefert einen Zeitrahmen für die Ankunft von Katzen in Australien und ermöglicht es, eine zeitliche Verbindung mit der Bedrohung und Auslöschung einheimischer Tierarten herzustellen“, sagt Erstautorin Katrin Koch vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert kamen Hauskatzen an Bord europäischer Schiffe ins Land. Heute leben viele ihrer Nachkommen entweder streunend in der Nähe von Siedlungen oder verwildert und völlig unabhängig von Menschen in freier Natur. Einer anderen Theorie zufolge sind Katzen bereits vor der europäischen Besiedlung auf Booten aus Asien nach Nordaustralien oder auf Schiffswracks an die Westküste gelangt und haben dort dauerhafte Populationen gebildet.
Die Forscher nutzten vergleichende Untersuchungen des Erbguts, um aufzuklären, wie die Gründerpopulationen der Katzen entstanden sind. Dazu sammelten sie Blut- oder Haarproben verwilderter Katzen von sechs Regionen des australischen Festlandes und von sieben Inseln vor der südlichen und westlichen Küste. Die durch DNA-Analysen erhaltenen genetischen Merkmale verglichen sie mit Proben von Katzen aus Europa und Südostasien. Die Ergebnisse von insgesamt 269 Tieren erlaubten Rückschlüsse auf deren Verwandtschaft und Abstammung. Demnach entstanden die ersten stabilen Populationen sehr wahrscheinlich aus den Nachkommen europäischer Katzen. Erst später kamen auch Tiere aus Südostasien hinzu und führten an manchen Orten zu einer Vermischung des Erbguts. Dagegen ergaben sich keine Hinweise auf Katzenpopulationen, die ihren Ursprung in Tieren hatten, welche schon um 1650 in Booten aus Malaysia den Kontinent erreichten.
Sowohl auf einzelnen Inseln als auch in unterschiedlichen Gebieten des Festlandes ließ sich ein Zusammenhang zwischen der Ausbreitung der Katzen und einem starken Rückgang oder dem Aussterben einiger einheimischer Säugetierarten erkennen. Zurzeit gelten mehr als hundert australischer Tierarten als stark bedroht durch verwilderte Katzen. Um die Ausbreitung dieser Raubtiere zeitlich genauer einordnen zu können, so die Forscher, wären zusätzliche DNA-Analysen von archäologischen Katzenfunden hilfreich.