Wie das Herz wächst
„Wir konnten zeigen, dass die Zahl der Herzmuskelzellen nach der Geburt bis zum Alter von 20 Jahren zunimmt“, schreiben Bernhard Kühn vom Boston Children's Hospital und seine Kollegen. Die Forscher untersuchten 36 gesunde Herzen von Menschen, die im Alter von 0 bis 59 Jahren gestorben waren. Durch Einsatz verschiedener mikroskopischer Untersuchungsmethoden konnten sie teilungsaktive Herzmuskelzellen sichtbar machen. Deren Zahl war in den ersten Lebensjahren am größten. Nach einem vorübergehenden Absinken stieg die Teilungsaktivität in der Pubertät noch einmal an und sank danach wieder. Nach dem 20. Lebensjahr ließ sich keine Zellteilung mehr feststellen. Im linken Vorhof vergrößerte sich die Zahl der Herzmuskelzellen vom ersten bis zum zwanzigsten Lebensjahr um das 3,4-Fache.
Neue Herzmuskelzellen können prinzipiell auf zwei Wegen entstehen: Sie entwickeln sich entweder aus adulten Stammzellen oder bilden sich durch Teilung bereits vorhandener Herzmuskelzellen. Welche der beiden Möglichkeiten die größere Bedeutung für das Herzwachstum hat, bleibt vorerst ungeklärt. Die Entdeckung der Forscher eröffnet neue Möglichkeiten einer Therapie von herzkranken Kindern und Jugendlichen. Dazu müssten nun Wirkstoffe gefunden werden, die eine Vermehrung von Herzmuskelzellen und damit eine Regeneration von geschädigtem Herzgewebe stimulieren.