Wie Vulgärsprache in den Medien Heranwachsende beeinflusst

Rohe Ausdrucksweise in Film und Fernsehen könnte bei Jugendlichen körperliche wie seelische Aggressivität fördern - allerdings nur indirekt
Provo (USA) - Es benötigt nicht gleich offensichtliche Gewalt und Brutalität, um bei Heranwachsenden einen nachhaltigen und bedenklichen Eindruck zu hinterlassen. Schon vulgäre Sprache in Film, Fernsehen und Videospielen kann offenbar langfristig aggressives Verhalten begünstigen. Zwar ist dieser Effekt nicht unmittelbar, wie amerikanische Forscher bei mehr als 200 Jugendlichen beobachteten. Doch ihre statistischen Analysen, die sie im Fachblatt "Pediatrics" präsentieren, legen nahe: Bereits Sprache könnte - über mehrere Zwischenschritte - letztlich zu Aggressivität führen.

"Vulgärsprache ist eine Art Sprungbrett", erläutert Sarah M. Coyne von der christlich ausgerichteten Brigham Young University. "Man geht nicht hin und sieht einen Film, hört ein schlechtes Wort und erschießt jemanden. Aber wenn Jugendliche Vulgärsprache sowohl hören als auch für sich ausprobieren, dann kann dies eine Talfahrt hin zu aggressiverem Verhalten in Gang setzen." Coyne und ihre Kollegen hatten 223 Jugendliche im Alter zwischen 11 und 15 Jahren befragt. Sie sollten Auskunft geben über ihren Konsum an Medien wie Film, Fernsehen und Videospielen, über die darin verwendeten Ausdrucksweisen oder auch zu ihren Einstellungen gegenüber vulgärer Sprache und aggressivem Verhalten und ob sie diese jeweils selbst verwendeten.

Folgende Zusammenhänge ergaben sich aus ihren komplexen statistischen Auswertungen: Häufig mit Vulgärsprache in allen Arten von Medien konfrontiert zu sein, war nicht unmittelbar mit tatsächlichem aggressiverem Verhalten verbunden. Doch indirekt war durchaus ein Zusammenhang zu erkennen, denn Jugendliche, die häufig mit ungeschlachter Sprache konfrontiert waren, neigten eher dazu, sie als selbstverständlich hinzunehmen. Wer Vulgärsprache als normal betrachtete, benutzte sie auch eher selbst und wer Vulgärsprache selbst verwendete, neigte wiederum eher dazu, anderen körperliche oder auch seelische Gewalt anzutun. Auch als die Forscher den möglichen Einfluss von direkt dargestellter Aggression und Gewalt in den Medien - welche nachgewiesenermaßen eine Wirkung auf Jugendliche haben können - in ihre Berechnungen einbezogen, blieben die beobachteten Zusammenhänge bestehen.

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Quelle: "Profanity in Media Associated With Attitudes and Behavior Regarding Profanity Use and Aggression", Sarah M. Coyne et al.; Pediatrics, doi:10.1542/peds.2011-1062


 

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