Wie Spinnen ihre Beute finden

Kugelspinnen spüren ihre Beute auf, indem sie Zwergzikaden belauschen, die Vibrationssignale zur sexuellen Kommunikation einsetzen
Die Europäische Schwarze Witwe Latrodectus tridecimguttatus zählt auch zu den Kugel- oder Haubennetzspinnen.
Die Europäische Schwarze Witwe Latrodectus tridecimguttatus zählt auch zu den Kugel- oder Haubennetzspinnen.
© Alfried H.
Cardiff (Großbritannien) - Wie auch bei anderen Insekten üblich, erzeugen männliche Zwergzikaden Vibrationen, um Weibchen anzulocken. Kugelspinnen haben gelernt, dieses Verhalten zum Beutefang auszunutzen, berichten britische Biologen. Die Spinnen erkennen die Vibrationssignale und lassen sich durch sie direkt zur Beute führen. Nicht-geschlechtsreife Zikaden und Weibchen, die dieses Kommunikationsmittel gar nicht oder weniger einsetzen, bleiben weitgehend verschont. Das sei der erste Nachweis dafür, dass räuberische Insekten sich diese Form der innerartlichen Kommunikation ihrer Beutetiere zunutze machen, schreiben die Forscher im Fachblatt "Molecular Ecology".

"Bisher glaubte man, dass die Fähigkeit von räuberischen Tieren, Signale ihrer Beute abzufangen, auf visuelle, akustische und chemische Kommunikationsformen beschränkt wäre. Unsere Entdeckung zeigt eine neue, bisher übersehene Strategie für das Aufspüren der Beute", erklären Meta Virant-Doberlet und William Symondson von der Cardiff University. In Freilanduntersuchungen hatten die Forscher zunächst festgestellt, dass Rotgestreifte Kugelspinnen (Enoplognatha ovata) speziell während der Paarungszeit der Wiesen-Erdzikade (Aphrodes makarovi) diese Beuteinsekten bevorzugt vertilgen. Den Beweis dafür erbrachten genetische Analysen des Darminhalts eingesammelter Spinnen mithilfe der PCR-Methode. Vor der Paarungszeit der Zikaden fielen die noch nicht ausgewachsenen Nymphen den Spinnen deutlich seltener zum Opfer.

Verhaltensexperimente im Labor bestätigten die Vermutung, dass Vibrationssignale, die nur von erwachsenen Tieren erzeugt werden, diesen zum Verhängnis werden. Da weibliche Zikaden weniger und schwächere Signale erzeugen als die Männchen, wurden sie auch seltener zur Beute der Spinnen. Die Kugelspinnen reagierten auch auf die Wiedergabe aufgezeichneter Vibrationen der Zikaden, indem sie die Quelle der Signale ansteuerten. Die Forscher vermuten, dass sich diese Strategie zum Aufspüren der Beute im Laufe der Evolution auch bei anderen Insekten entwickelt hat.

Die Wiesen-Erdzikade gehört zur Familie der Zwergzikaden und ernährt sich von Pflanzensäften. Zu den Kugel- oder Haubennetzspinnen zählen auch die giftigen Schwarzen Witwen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Molecular diagnostics reveal spiders that exploit prey vibrational signals used in sexual communication", Meta Virant-Doberlet et al.; Molecular Ecology, Online-Publikation, DOI: 10.1111/j.1365-294X.2011.05038.x


 

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