Wie Methylphenidat die Lernleistung steigert
"Unsere Ergebnisse können helfen, bessere zielgerichtete Medikamente mit weniger Nebenwirkungen zu entwickeln, die die Konzentrations- und Lernfähigkeit verbessern", sagt Antonello Bonci vom Ernest Gallo Clinic and Research Center der University of California - San Francisco in Emeryville. Methylphenidat wird seit Jahrzehnten eingesetzt, um die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zu behandeln. Der genaue Wirkmechanismus war bisher nicht bekannt. Um diesen aufzuklären, untersuchten die Forscher einen einfachen Lernprozess bei Ratten, denen sie das Medikament in die Amygdala injizierten.
Das Mittel beschleunigte das Lernen und erhöhte die Konzentrationsfähigkeit der Tiere. Wurde zuvor der Dopaminrezeptor D1 blockiert, verbesserte sich der Lernerfolg nicht. Bei Blockade des Dopaminrezeptors D2 blieb die Konzentrationsfähigkeit unverändert. Beide Wirkungen von Methylphenidat waren also davon abhängig, dass der Neurotransmitter Dopamin durch Ankoppeln an spezielle Bindeproteine aktiv werden kann. Untersuchungen des Hirngewebes ergaben, dass sich unter dem Einfluss des Medikaments neue Kontakte zwischen den Nervenzellen gebildet und deren Aktivitäten erhöht hatten. Die dazu benötigte Medikamentendosis entsprach der bei Kindern eingesetzten Dosierung.
Angeboten unter den Handelsnamen Ritalin, Concerta, Equasym oder Medikinet, verbessert Methylphenidat bei 70 Prozent der behandelten Kinder und Erwachsenen die schulischen Leistungen. Das Mittel wird per Selbstmedikation auch zum "Hirndoping" verwendet, da es auch die kognitiven Leistungen von Gesunden steigern kann. Ethische und gesundheitliche Aspekte dieses Neuro-Enhancement werden zurzeit heftig diskutiert.