Wie Glas die Knochen heilen hilft

Bioaktives Glaspulver regt Knochenwachstum an und unterstützt die Wundheilung - jetzt zeigten Bilder vom Kernspintomographen, wie dies abläuft
Coventry (Großbritannien) - Glas in die Wunde streuen - das hilft, um Entzündungen zu hemmen und Knochen schneller heilen zu lassen. Bioaktives Glas, in Pulverform und spezieller Zusammensetzung, hat sich vor allem bei Knochenbrüchen und in der Zahnmedizin bereits bewährt, ohne dass aber die genauen Abläufe verstanden waren. Jetzt zeigen britische Forscher erstmals, wie das Material die Knochenheilung anregt. Mithilfe eines Kernspintomographen konnten die Forscher verfolgen, wie Kalzium innerhalb der ersten Stunde nach der "Implantation" aus dem Glaspulver heraus in die Knochen wanderte. Biologisch aktives Glas besteht nur aus den Elementen Silizium, Kalzium, Natrium und Phosphor. Da diese ohnehin im menschlichen Körper vorkommen, zeigt dieser keine Abstoßreaktionen, sondern nutzt das Glas als Mineralquelle - je nach Mengenverhältnis der Elemente besser oder schlechter.

"Bioglas hilft, gebrochene Knochen zu reparieren. Wir betrachteten es durch unsere Kernspinresonanz-Einheit und waren erstaunt darüber, was wir sahen. Eine Flüssigkeit, die den Patientenkörper simulieren sollte, zog rasch das Kalzium aus dem Bioglas und dann in die neuen Knochen", beschreibt Mark Smith, Physikprofessor an der University of Warwick. Forscher des Londoner Imperial College hatten eine neue Variante bioaktiven Glases entwickelt, die noch bessere Heilergebnisse erzielte als bisherige Zusammensetzungen. Weshalb dies geschah, blieb ihnen aber unklar. Erst die Bilder des starken Magnetfelds im Kernspintomographen zeigte die Details.

Bioaktives Glas kommt bisher vor allem in der Zahnmedizin zum Einsatz, wenn etwa poröse Kieferknochen wieder so gestärkt werden müssen, dass sie Implantate tragen können. Außer heilende Knochen nutzen aber auch weiche Körpergewebe das Glaspulver als Mineralquelle, und in Wunden wirkt es entzündungshemmend und heilungsfördernd. Neuerdings interessieren sich auch Kosmetikhersteller für das weiche, körperverträgliche Pulver. Sie wollen es in Hautcremes, Nagelkosmetik und auch in dekorativer Schminke wie Lidschatten einsetzen. Erste Varianten hatten US-Forscher in den 1960er Jahren für die Knochenheilung entwickelt. Heute forschen Gruppen weltweit daran, die optimale Zusammensetzung von Silizium, Kalzium, Natrium und Phosphor zu finden. Denn stimmt das Gleichgewicht zwischen den Elementen nicht, so bleibt das Pulver weitgehend wirkungslos.

University of Warwick
Quelle: University of Warwick


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg