Wenn die Moore austrocknen

Weniger Regen in Torflandschaften beschleunigt globale Erwärmung stärker als bisher vermutet
Yokohama (Japan)/Cambridge (USA) - Die weiten Torflandschaften in Skandinavien und Nordamerika speichern gigantische Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Diese so genanntne CO2-Senke ist jedoch durch abnehmende Niederschläge in Folge des Klimawandels stark gefährdet. Wie japanische und amerikanische Geowissenschaftler nun erkannten, können austrocknende Moore und Torflagerstätten nur deutlich weniger Kohlendioxid speichern. Sie warnen in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" davor, dass sich durch diese komplexen Zusammenhänge der Treibhauseffekt zusätzlich selbst beschleunigen könnte.

"Torflandschaften werden schnell auf die erwartete Erwärmung in diesem Jahrhundert reagieren und organischen Kohlenstoff in trockenen Perioden verlieren", schreiben Takeshi Ise von der Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology in Yokohama und seine Kollegen von der Harvard University in Cambridge. Ihre Simulationen beruhen auf Klimamodellen für die Torflagerstätten in Nord-Manitoba, Kanada. Bei einer regionalen Erwärmung von bis zu vier Grad drohen hier bereits in diesem Jahrhundert deutlich abnehmende Niederschläge und sinkende Grundwasserstände. Aufgrund dieser wahrscheinlichen Trockenheit würden Torfe nahe der Oberfläche bis zu 40 Prozent und tiefere Torfschichten bis zu 86 Prozent des gebundenen Kohlenstoffs freisetzen.

Diese neue Studie über die gigantischen Torf-Kohlenstoffspeicher könnte nun zu einer Korrektur bestehender Klimamodelle führen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Werte für die drohende globale Erwärmung dadurch abermals nach oben angepasst werden müssten.

Weltweit gibt es etwa 270 Millionen Hektar Torfböden, vor allem in Nordamerika und den nördlichen europäischen Staaten. Seit Jahrhunderten wird Torf nicht nur für den Einsatz im Gartenbau gestochen, sondern auch zur Energiegewinnung eingesetzt. Allein Finnland gewinnt etwa acht Prozent seines Stroms aus Kraftwerken, die mit getrockneten Torfpellets befeuert werden. Ein Zehntel der Bevölkerung heizt gar noch mit diesem fossilen Brennstoff, der bei der Verbrennung vergleichsweise so viel Kohlendioxid freisetzt wie Braunkohle.

Nature Geoscience
Quelle: "High sensitivity of peat decomposition to climate change through water-table feedback", Takeshi Ise et al., Nature Geoscience, DOI: 10.1038/ngeo331


 

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