Weibliches Pheromon macht männliche Kalmare aggressiv
"Es war höchst interessant, ein so wichtiges Verhalten bis auf die molekulare Ebene zurückverfolgen zu können", sagt Jean G. Boal, einer der beteiligten Forscher. Bei landlebenden Tieren sind bereits einige Pheromone bekannt, die aggressives Verhalten auslösen. Normalerweise sind sie nur ein Bestandteil mehrerer Faktoren, die neuronale Reaktionen und Stoffwechselprozesse in Gang setzen. Jetzt wurde erstmals ein solches chemisches Signal bei einem im Wasser lebenden Tier entdeckt. "Kalmare könnten einen direkteren Weg gefunden haben, um Aggressionen zu erzeugen", sagt Roger Hanlon vom Marine Biological Laboratory in Woods Hole, der Leiter des Forschungsteams.
Die Forscher hatten beobachtet, dass männliche nordamerikanische Langflossen-Schelfkalmare (Loligo pealeii) visuell von den Eiern angezogen werden, die die Weibchen in Küstennähe auf dem Meeresboden ablegen. Der direkte Kontakt mit den Eiern löste ein starkes aggressives Verhalten gegenüber anderen Männchen aus. Als Ursache dafür identifizierten die Forscher das so genannte Loligo-beta-Microseminoprotein. Es wird im Genitaltrakt der Weibchen produziert und als Bestandteil der äußeren Hülle ihrer Eier abgegeben. Auch mit dem gentechnisch hergestellten Protein konnten die Biologen das Aggressionsverhalten experimentell auslösen. Beta-Microseminoproteine findet man auch in der Samenflüssigkeit von Mäusen und Menschen. Möglicherweise, so Hanlon, spielen diese Proteine auch bei Wirbeltieren eine Rolle bei der Regulation des Sexualverhaltens.