Weibliches Pheromon macht männliche Kalmare aggressiv

Ein von weiblichen Tintenfischen freigesetztes Protein wirkt als Pheromon, das aggressives Verhalten zwischen Männchen auslöst
Langflossen-Schelfkalmare (Loligo pealeii)
Langflossen-Schelfkalmare (Loligo pealeii)
© Roger T. Hanlon, Marine Biological Laboratory
Woods Hole (USA)/Brisbane (Australien) - Im Konkurrenzkampf um Weibchen ist aggressives Verhalten unter männlichen Artgenossen bei vielen Tierarten verbreitet. Jetzt haben amerikanische und australische Biologen entdeckt, dass weibliche Kalmaren bei der Eiablage ein Protein freisetzen, das als Pheromon wirkt und Männchen schlagartig extrem aggressiv werden lässt. Nach direktem Kontakt mit den Eiern greift der männliche Tintenfisch andere Männchen an, vertreibt sie und verschafft sich so bessere Chancen, sich zu paaren. Proteine, die mit dem Kalmarenpheromon chemisch verwandt sind, gibt es auch bei Wirbeltieren und beim Menschen. Welche Funktion sie hier haben, ist noch nicht bekannt, schreiben die Forscher im Fachblatt "Current Biology".

"Es war höchst interessant, ein so wichtiges Verhalten bis auf die molekulare Ebene zurückverfolgen zu können", sagt Jean G. Boal, einer der beteiligten Forscher. Bei landlebenden Tieren sind bereits einige Pheromone bekannt, die aggressives Verhalten auslösen. Normalerweise sind sie nur ein Bestandteil mehrerer Faktoren, die neuronale Reaktionen und Stoffwechselprozesse in Gang setzen. Jetzt wurde erstmals ein solches chemisches Signal bei einem im Wasser lebenden Tier entdeckt. "Kalmare könnten einen direkteren Weg gefunden haben, um Aggressionen zu erzeugen", sagt Roger Hanlon vom Marine Biological Laboratory in Woods Hole, der Leiter des Forschungsteams.

Die Forscher hatten beobachtet, dass männliche nordamerikanische Langflossen-Schelfkalmare (Loligo pealeii) visuell von den Eiern angezogen werden, die die Weibchen in Küstennähe auf dem Meeresboden ablegen. Der direkte Kontakt mit den Eiern löste ein starkes aggressives Verhalten gegenüber anderen Männchen aus. Als Ursache dafür identifizierten die Forscher das so genannte Loligo-beta-Microseminoprotein. Es wird im Genitaltrakt der Weibchen produziert und als Bestandteil der äußeren Hülle ihrer Eier abgegeben. Auch mit dem gentechnisch hergestellten Protein konnten die Biologen das Aggressionsverhalten experimentell auslösen. Beta-Microseminoproteine findet man auch in der Samenflüssigkeit von Mäusen und Menschen. Möglicherweise, so Hanlon, spielen diese Proteine auch bei Wirbeltieren eine Rolle bei der Regulation des Sexualverhaltens.

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Quelle: "Extreme Aggression in Male Squid Induced by a b-MSP-like Pheromone", Scott F. Cummins et al.; Current Biology, Vol. 21 (4), doi:10.1016/ j.cub.2011.01.038


 

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