Weiblich zart, männlich hart - meldet das Gehirn

Es ist offenbar mehr als nur ein Stereotyp: Etwas, das sich hart anfasst, wird von Körper und Gehirn mit Männlichkeit assoziiert, Weiches dagegen mit Weiblichkeit
Medford (USA) - Harte Kerle, zarte Damen - so wird es nicht nur in Kitschfilmen, Western, Liebesromanen gesehen. Auch im Alltag hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass Männer hart seien und Frauen eher weich und sanft. Ein amerikanisches Forscherteam wollte nun wissen, ob dieses Stereotyp vielleicht über das Körpergefühl, dessen Empfindungen an das Gehirn weitergeleitet werden, entsteht. In einem Experiment, das sie in der Fachzeitschrift "Psychological Science" beschreiben, zeigen sie, dass man ein geschlechtsneutral wirkendes Gesicht je nachdem, was man gerade berührt, eher als männlich oder eher als weiblich wahrnimmt.

Einer Gruppe von Versuchspersonen zeigten Michael Slepian von der Tufts University und Kollegen Gesichter, die mittels Bildbearbeitung auf ein geschlechtsneutrales Aussehen getrimmt worden waren. Ein Teil der Versuchsteilnehmer bekam dazu einen weichen Ball in die Hand, der andere Teil Gruppe bekam einen harten Ball. Während sie die Bilder betrachteten und angaben, ob die jeweils gezeigte Person ein Mann oder eine Frau sei, sollten sie den Ball drücken.

Es zeigte sich, dass die Versuchsteilnehmer, die einen weichen Ball gedrückt hatten, die abgebildeten Gesichter tendenziell für weiblich hielten. Die Probanden hingegen, die dieselben Gesichter mit einem harten Ball in der Hand betrachteten, nahmen die Gesichter eher als männlich wahr. "Wir waren wirklich überrascht", sagt Slepian. "Es ist bemerkenswert, dass das Gefühl, das man beim Anfassen von etwas Hartem oder Weichem hat, beeinflussen kann, wie man ein Gesicht wahrnimmt."

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Quelle: "Tough and tender: Embodied categorization of gender", M.L. Slepian, M. Weisbuch, N.O. Rule & N. Ambady; Psychological Science, im Druck


 

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