Was schützt wirklich vor einer Demenz?

Intensives Gedächtnistraining zeigt eine eindeutige vorbeugende Wirkung – natürliche Wirkstoffe oder Medikamente dagegen nicht
Gesucht: Gedächtnistraining zur Vorbeugung einer Demenz
Gesucht: Gedächtnistraining zur Vorbeugung einer Demenz
© Sapna Khandwala, Public Library of Science (doi:10.1371/journal.pmed.0020007) / Creative Commons (CC BY 2.5), http://creativecommons.org/licenses/by/2.5/deed.en
Toronto (Kanada) - Medikamente gegen Gedächtnisstörungen oder natürliche Wirkstoffe wie Ginkgo-Präparate schützen nicht vor einer Demenz. Das betrachten kanadische Mediziner als das wichtigste Ergebnis ihrer zusammenfassenden Bewertung mehrerer Studien zu diesem Thema. Inwieweit körperliche Aktivität für ältere Menschen das Risiko eines fortschreitenden Verlustes kognitiver Fähigkeiten verringern kann, sei zumindest fraglich. Allein für intensives Gedächtnistraining unter professioneller Anleitung ließ sich eine positive Wirkung nachweisen, berichten die Forscher im „Canadian Medical Association Journal“.

„Trotz der großen Bedeutung kognitiver Störungen gibt es nur wenige aussagekräftige Studien, die der Frage nachgehen, wie eine Demenz verhindert werden könnte“, schreiben Raza Naqvi und Kollegen von der University of Toronto. Sie werteten die Daten von 32 Studien aus, die prüfen sollten, wodurch sich das Risiko einer Demenzerkrankung gesunder älterer Menschen verringern lässt. Ein positiver Effekt durch natürliche Wirkstoffpräparate wie Ginkgo-Extrakt, Vitamine, Omega-3-Fettsäuren, Testosteron oder Dehydroepiandrosteron (DHEA) war nicht nachweisbar. Die Einnahme von Östrogen beschleunigte sogar das Nachlassen kognitiver Hirnfunktionen. Auch Medikamente wie Donepezil, Galantamin oder Memantin, die bei Alzheimer und anderen Demenzformen eingesetzt werden, hatten keine vorbeugende Wirkung.

Nur eine von drei Studien lieferte Hinweise auf einen Schutzeffekt durch körperliche Aktivität – insbesondere in Form von Ausdauertraining. Dagegen zeigten alle drei Studien, in denen die Teilnehmer ein intensives Gedächtnistraining absolvieren mussten, einen positiven Effekt. Die Vorbeugemaßnahme bestand in computerunterstützten Übungen oder einer persönlichen Betreuung. Derart kosten- und arbeitsintensive Methoden seien allerdings bei der wachsenden Zahl älterer Menschen nicht generell einsetzbar, so die Autoren. Daher sollte in zukünftigen Studien überprüft werden, ob auch durch einfachere Trainingsmethoden wie das Lösen von Kreuzworträtseln oder Sudokus das Nachlassen von Denk- und Gedächtnisleistungen verzögert werden kann.

Nach Angaben der Forscher sind 10 bis 25 Prozent der über 70-Jährigen von einer leichten kognitiven Störung betroffen. Mit einer Rate von jährlich zehn Prozent entwickelt sich daraus eine Demenz. Deren häufigste Form ist die Alzheimer-Krankheit, für die es noch kein Heilmittel gibt.

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