Was akute Rückenschmerzen auslöst

Aktivitäten in ungünstiger Körperhaltung sind die häufigste Ursache, aber das größte Risiko birgt mangelnde Konzentration bei der Arbeit
Als LWS-Syndrom bezeichnet man Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Als LWS-Syndrom bezeichnet man Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule.
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Sydney (Australien) - Das Heben schwerer Lasten oder ungünstige Körperhaltungen bei der Arbeit sind nur zwei mögliche Auslöser von akuten Rückenschmerzen im Lendenbereich. Australische Forscher haben jetzt ausführlich untersucht, welche weiteren Kurzzeit-Faktoren eine Schmerzattacke des sogenannten LWS-Syndroms verursachen können. Wie die Auswertung ihrer Patientenbefragung ergab, ist dieses Erkrankungsrisiko besonders groß, wenn man während einer Tätigkeit stark abgelenkt wird. Außerdem stellte sich heraus, dass Rückenschmerzen bevorzugt am Vormittag einsetzen, berichten die Forscher im Fachblatt „Arthritis Care & Research”. Ihre Ergebnisse sollen dazu beitragen, konkrete Verhaltensänderungen zu empfehlen, um die Verbreitung dieses Volksleidens zu verringern.

„In unserer Studie untersuchten wir erstmals, wie der kurzzeitige Einfluss einer ganzen Reihe von Faktoren eine akute Episode von Rückenschmerzen auslösen kann“, sagt Manuela Ferreira vom George Institute for Global Health der University of Sydney. Dies sei ein erster wichtiger Schritt, um vorbeugende Maßnahmen gegen das weltweit verbreitete Leiden zu entwickeln. Rückenschmerzen sind der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Bedeutung dieser Erkrankung global größer als die von Malaria, Diabetes oder Lungenkrebs.

Ferreira und ihre Kollegen befragten 999 erwachsene Patienten im Alter von durchschnittlich 45 Jahren, die wegen akuter Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbel einen Arzt aufgesucht hatten. Dabei wurden die Schmerzen am ersten Tag des Auftretens als mindestens mäßig stark angegeben. Im zurückliegenden Monat hatten die Probanden nicht unter Rückenbeschwerden gelitten. Im Schnitt hielten die Schmerzen fünf Tage an und waren in ähnlicher Form schon mehrmals zuvor aufgetreten. Alle Studienteilnehmer gaben ausführlich Auskunft über die Tätigkeiten, die sie in den letzten zwei bis sechs Stunden vor Schmerzbeginn ausgeübt hatten. In jedem Einzelfall dienten zum Vergleich Angaben über die 24 und 48 Stunden zuvor praktizierten Aktivitäten.

Zwei Stunden vor Eintritt der Schmerzen war etwa jeder Vierte in unbequemer Körperstellung handwerklich tätig. Dadurch stieg das Rückenschmerzrisiko auf das Achtfache. Nach mäßiger bis starker körperlicher Anstrengung war es 2,7-fach, bei Ablenkung während einer Tätigkeit sogar 25-fach erhöht. Auch Stolpern und Stürze sowie Erschöpfung bei der Arbeit vergrößerten die Wahrscheinlichkeit für ein LWS-Syndrom. Dagegen hatten Alkoholkonsum und sexuelle Aktivität keinen Einfluss. Ähnlich waren die Ergebnisse bei einem Zeitfenster von vier oder sechs Stunden vor Schmerzbeginn. Meist setzte der Schmerz in der Zeit zwischen sieben und zwölf Uhr ein. Deshalb könnten Verhaltensänderungen am Vormittag als Schutzmaßnahme wirksamer sein als zu anderen Tageszeiten. Das Tragen schwerer Lasten war für 20-Jährige mit einem 13,6-fach erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden, für 60-Jährige war es nur noch 2,7-mal größer. Das erklären die Forscher damit, dass ältere Menschen möglicherweise gelernt haben, beim Heben vorsichtiger zu sein. Ob Rückenschmerzen generell eher am Arbeitsplatz, beim Sport oder zu Hause beginnen, wurde in dieser Studie nicht untersucht.

Wenn es um krankheitsbedingte Ausfälle von Arbeitszeiten geht, spielen Rückenschmerzen eine viel größere Rolle als beispielsweise Verletzungen im Straßenverkehr, schreiben die Autoren. Während aber Sicherheitsgurte oder Handy-Verbote erfolgreich das Unfallrisiko für Autofahrer senken, gebe es bisher kein Präventivprogramm zum Schutz vor Rückenschmerzen.

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