Was Mensch und Affe unterscheidet: Ein kleines Molekül mit großer Wirkung

Nur der Mensch verfügt über die Nukleinsäure miR-941, die Genaktivitäten im Gehirn reguliert
Schimpansen sind die nächsten Verwandten des Menschen.
Schimpansen sind die nächsten Verwandten des Menschen.
© Wikimedia Commons, user:snowyowls / Creative Commons (CC BY-SA 2.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.de
Edinburgh (Großbritannien) - Das Erbgut von Mensch und Schimpanse ist nahezu identisch. Bei der Suche nach den kleinen genetischen Unterschieden, die den Menschen zum Menschen machen, hat ein internationales Forscherteam jetzt eine wichtige Entdeckung gemacht: Nur Homo sapiens verfügt über ein Gen zur Produktion einer speziellen Nukleinsäure, der microRNA miR-941. Das Molekül reguliert die Aktivität von Genen, die bestimmte Signalwege im Gehirn steuern. Diese Veränderung im Erbgut unserer Vorfahren vor ein bis sechs Millionen Jahren könnte die Evolution typisch menschlicher Merkmale wie Sprache und Langlebigkeit angestoßen haben, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Communications“.

„Dieses neue Molekül trat aus dem Nichts hervor in einer Zeit, als sich die Vormenschen stark veränderten: längere Lebensdauer, aufrechter Gang, Sprache und Werkzeuggebrauch“, sagt Martin Taylor von der University of Edinburg, der zusammen mit chinesischen und deutschen Forschern an den Arbeiten beteiligt war. In einem groß angelegten Genomvergleich prüften die Genetiker, welche der mehr als 1.700 bisher bekannten menschlichen microRNAs auch von anderen Säugetieren gebildet werden. Als Vergleich diente das Erbgut von elf Spezies, darunter die drei Menschenaffen Schimpanse, Gorilla und Orang-Utan. Die Gene von zehn microRNAs waren einzig und allein beim Menschen vorhanden. Aber nur eine, miR-941, wird auch in großer Menge im Gehirn – im präfrontalen Cortex und dem Kleinhirn – produziert.

microRNAs sind kurze, aus 20 bis 24 Bausteinen bestehende Nukleinsäuremoleküle. Ihre Aufgabe besteht darin, die Aktivität von Genen zu hemmen und so Entwicklungsprozesse und Funktionen von Zellen zu steuern. Die Forscher fanden Hinweise darauf, dass miR-941 Gene reguliert, die für Signalübertragungen durch Neurotransmitter im Gehirn wichtig sind und speziell das Sprachvermögen betreffen können. Außerdem könnte die microRNA solche Gene beeinflussen, die mit der Lebenserwartung zusammenhängen, schreiben die Autoren. „Wir hoffen“, sagt Taylor, „dass wir noch mehr Gene finden werden, die uns helfen zu erklären, was uns zum Menschen macht.“

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