Warum Spinat wirklich stark macht

Die in einem Teller Spinat enthaltene Menge an Nitrat würde als Tagesdosis ausreichen, um die Muskelleistung zu verbessern
Blattspinat
Blattspinat
© National Cancer Institute, USA
Stockholm (Schweden) - Der hohe Nitratgehalt könnte dafür verantwortlich sein, dass Spinat - neben anderen grünen Blattgemüsen - die körperliche Leistungsfähigkeit steigert. Das schließen schwedische Forscher aus Messungen des Sauerstoffverbrauchs bei Belastungstests von Probanden. Die Testpersonen verbrauchten bei gleicher Leistung weniger Sauerstoff auf einem Fahrradergometer, wenn ihnen zuvor Nitrat verabreicht wurde. Im Einklang damit verbesserte sich die Effizienz der Energieproduktion ihrer Muskelzellen. Wahrscheinlich beruht der Effekt darauf, dass aus dem Nitrat gebildetes Nitrit oder Stickstoffmonoxid die Energie erzeugenden Reaktionen in den Mitochondrien positiv beeinflusst, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cell Metabolism".

"Es geht hier um eine Nitratmenge, die dem entspricht, was in einer Portion Spinat enthalten ist", sagt Eddie Weitzberg vom Karolinska Institut in Stockholm. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass möglicherweise anorganisches Nitrat für die gesundheitsfördernden Effekte von Gemüse verantwortlich ist", so Weitzberg. Es ist zwar bekannt, dass sich ein hoher Konsum von Obst und Gemüse positiv auf die Blutgefäße und den Zuckerstoffwechsel auswirkt. Aber auf welche Inhaltsstoffe das zurückzuführen ist, weiß man nicht. Nitrat könnte auch dabei eine wichtige Rolle spielen. Es wird zum Teil von den Mundbakterien zu Nitrit umgewandelt, aus dem später Stickstoffmonoxid entstehen kann. Dieses Gas ist ein natürlicher Botenstoff, der die Blutgefäße erweitert und so den Blutdruck senkt oder die Durchblutung eines Gewebes verstärkt. Die neuen Untersuchungen weisen nun auf einen weiteren, bisher unbekannten Effekt hin: Ein erhöhter Nitratkonsum verbessert die Funktion der Mitochondrien. In diesen so genannten Kraftwerken der Zelle wird unter Sauerstoffverbrauch die energiereiche Verbindung ATP erzeugt, die dann für die Muskelarbeit und andere Energie verbrauchenden Prozesse zur Verfügung steht.

Drei Tage lang nahmen 14 Testpersonen täglich Nitratmengen zu sich, die einer gemüsereichen Kost entsprechen. Als Placebo diente Kochsalzlösung. In der Doppelblindstudie wurde dann mit einem Fahrradergometer der Sauerstoffverbrauch bei körperlicher Belastung gemessen. Zusätzlich entnahmen die Forscher Gewebeproben aus der Skelettmuskulatur und überprüften die Funktion der Mitochondrien. Der Nitratkonsum verringerte den Sauerstoffverbrauch beim Training und erhöhte die Effizienz der Energieproduktion in den Mitochondrien, das heißt das Verhältnis zwischen erzeugtem ATP und verbrauchtem Sauerstoff erhöhte sich. Weitere Studien sollen zeigen, welche Nitratmengen über einen längeren Zeitraum konsumiert werden können, ohne schädliche Nebenwirkungen auszulösen. Es sei auch geplant, sagt Weitzberg, den therapeutischen Einsatz von Nitrat bei Krankheiten zu prüfen, die mit einer Fehlfunktion der Mitochondrien verbunden sind. Dabei wäre zu beachten, so Weitzberg, dass das mit der Nahrung aufgenommene Nitrat seine volle Wirkung nur entfalten kann, wenn es durch die Mundbakterien zunächst in Nitrit überführt wird. Von häufigem Spucken oder ausgiebigen Mundspülungen sei daher abzuraten.

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Quelle: "Dietary Inorganic Nitrate Improves Mitochondrial Efficiency in Humans", Filip J. Larsen et al.; Cell Metabolism, Vol. 13, p. 149, DOI: 10.1016/j.cmet.2011.01.004


 

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