Warum Menschen eher an Krebs erkranken als Schimpansen

Ursache für unterschiedliche Anfälligkeit für manche Krankheiten liegt weniger in der genetischen Information als in der Aktivität von Erbanlagen
Junger Schimpanse
Junger Schimpanse
© Frans de Waal
Atlanta (USA) - Schimpansen leiden wesentlich seltener an Krebs als Menschen. Dies könnte daran liegen, dass bestimmte biochemische Veränderungen von Genen deren Aktivität beeinflussen, meinen US-Forscher. Dagegen spielt die Reihenfolge der einzelnen Bausteine von Genen eine geringere Rolle, schreiben sie im Fachjournal „American Journal of Human Genetics“. Diese sei bei Schimpansen und Menschen ohnehin nahezu identisch. Gleichzeitig sehen die Wissenschaftler in ihren Ergebnissen einen Beleg für die Hypothese, dass weniger eine veränderte Reihenfolge von Gen-Bausteinen die Evolution der Arten vorantreibt. Entscheidender seien Modifikationen, die sich auf die Regulation der Erbinformationen auswirken.

„Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass veränderte chemische Eigenschaften des Erbguts mit einigen Krankheitsbildern zusammenhängen, die beim Menschen auftreten“, sagt Soojin Yi. Die Wissenschaftlerin vom Georgia Institute of Technology nennt neben Krebs beispielsweise auch neurologische und psychologische Störungen. Als wesentliche Modifikation der Gene haben Yi und ihre Kollegen die so genannte Methylierung identifiziert. Bei diesem Prozess werden kleine Molekülgruppen, bestehend aus einem Kohlenstoff- und drei Wasserstoffatomen, auf verschiedene Stellen der Erbsubstanz transferiert. Als Folge davon wird die Aktivität dieser Gene modifiziert – ohne dass sich die eigentliche Reihenfolge der Genbausteine verändert. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Stoffwechselvorgänge, die von den modifizierten Genen gesteuert werden.

Bei ihren Vergleichen des Erbguts von Menschen und Schimpansen hatten die Forscher sehr genaue Methylierungs-Karten der beiden Spezies erarbeitet. Dabei entdeckten sie Hunderte von Genen, die bei Menschen und Schimpansen unterschiedliche Methylierungs-Muster aufweisen. Viele dieser modifizierten Gene werden mit Krankheiten beim Menschen in Verbindung gebracht. Außerdem ist bereits bekannt, dass die Methylierung durch die Umwelt beeinflusst wird. Daher können die Forscher ihre Ergebnisse ebenfalls nutzen, um das Zusammenspiel von Genen und der Umwelt besser verstehen zu können. Yi ist sich sicher: „Dies kann auf lange Sicht dazu führen, dass wir bessere und zielgenauere Therapien für einige Krankheiten entwickeln.“

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