Warum Magazine voller Neid erregender Super-Models gelesen werden

Auch Menschen mit Figurproblemen lesen gern Zeitschriften, in denen Supermodels abgebildet sind. Das ist kein Masochismus, sondern hat damit zu tun, wie weit die Artikel die Traumfiguren thematisieren
Columbus (USA) - Wer ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen oder Pudding statt Muskeln in den Armen hat, fühlt sich nicht besser, wenn er schlanke, durchtrainierte Körper sieht. Dennoch greift er oder sie gern zu Zeitschriften, in denen solche schönen Menschen abgebildet sind. Amerikanische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass dies damit zu tun hat, wie die Abbildungen der körperlich Makellosen im Gesamtkonzept der Zeitschriften erscheinen: Wenn nicht nur die Fotos der schönen Menschen abgebildet sind, sondern auch thematisiert wird, wie normale Sterbliche ebenfalls zu einer solchen Figur kommen könnten, sieht man diese Fotos gern an. Haben die Fotos - etwa in den Werbeanzeigen - nichts mit dem redaktionellen Inhalt zu tun, vermeidet man sie anzusehen, zeigen die Forscher in der Fachzeitschrift "Media Psychology".

"Viele Zeitschriften oder auch Fernsehsendungen sagen einem: Wenn man man diese oder jene Diät macht oder dieses oder jenes Übungsprogramm absolviert, dann wird man Gewicht verlieren oder Muskeln aufbauen", erklärt Silvia Knobloch-Westerwick von der Ohio State University. "Das ist der Schlüssel. Die Menschen werden diese Fotos betrachten, wenn sie glauben, mit einer Anleitung dieses Ideal erreichen zu können. In diesem Fall dienen die Models mit der idealen Figur als eine Quelle der Inspiration."

Knobloch-Westerwick und ihr Kollege Joshua Paul Romero konnten dies in einem Experiment mit fast 170 Versuchspersonen belegen. Den Probanden wurde gesagt, es gehe darum, eine Zeitschrift zu bewerten. Sie sollten hierfür aber vorher einen Fragebogen ganz allgemein über sich selbst ausfüllen. Darin hatten die Forscher unauffällig auch Fragen zur Zufriedenheit einer Versuchsperson mit ihrem Körper gestellt. Die Probanden wurden in zwei Gruppen geteilt: Den einen wurde am Bildschirm eine Zeitschrift gezeigt, die Werbung mit schönen Menschen enthielt und Artikel darüber, wie man seiner Traumfigur näher kommen könnte. Die anderen bekamen eine Zeitschrift zu sehen, die ebenfalls Werbeaufnahmen von schönen Menschen enthielt. In dieser Zeitschrift ging es jedoch gar nicht um Fitness und Schönheit. Was die Probanden nicht wussten: Im Hintergrund zeichnete eine Software genau auf, wie lange die Versuchspersonen auf den Seiten mit den abgebildeten Models verweilten.

Wenn die Abbildungen der Models in der Zeitschrift waren, die auch im redaktionellen Teil Fitness und Schlanksein thematisierte, dann blieben die Versuchspersonen, die mit ihrem Körper unzufrieden waren, um 50 Prozent länger bei den Fotos hängen als in den Zeitschriften mit den neutralen Inhalten. Diejenigen, die mit ihrem Körper zufrieden waren, betrachteten alle Abbildungen der Models gleich lange. Für diese Versuchspersonen war es egal, ob es um die Werbeaufnahmen herum noch Anleitungen für bessere Fitness gab oder ganz andere Artikel. "Wer mit seinem Körper zufrieden ist, muss die Werbung mit den idealen Körpern nicht meiden, er oder sie braucht diese Aufnahmen aber auch nicht als Quelle der Inspiration zu betrachten."

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Quelle: "Body ideals in the media: Perceived attainability and social comparison choices", S. Knobloch-Westerwick, J. Romero; Media Psychology, 2011, im Druck


 

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