Warum Dunkelhäutige seltener von Altersblindheit betroffen sind

Pigmentzellen in Haut und Augen hemmen krankhaftes Wachstum von Blutgefäßen
Starke Pigmentproduktion hemmt krankhaftes Wachstum von Blutgefäßen und schützt vor Altersblindheit.
Starke Pigmentproduktion hemmt krankhaftes Wachstum von Blutgefäßen und schützt vor Altersblindheit.
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Boston (USA) - Eine stark pigmentierte Haut schützt nicht nur vor Sonnenbrand. Sie verringert auch das Risiko einer Altersblindheit - der sogenannten Makuladegeneration - und anderer Krankheiten, die mit übermäßigem Wachstum von Blutgefäßen verbunden sind. Die Ursache für diesen Zusammenhang haben amerikanische Mediziner jetzt herausgefunden: Wenn die Pigmentzellen von Haut und Augen nur wenig Melanin produzieren, setzen sie verstärkt das Protein Fibromodulin frei, das die Bildung neuer Blutgefäße fördert. Hemmstoffe dieses Proteins könnten daher für therapeutische Zwecke gegen Altersblindheit oder schwarzen Hautkrebs eingesetzt werden, schreiben die Forscher im „Journal of Clinical Investigation”.

„Wir konnten zeigen, dass in Geweben mit Melanozyten Fibromodulin eine Funktion bei der Bildung neuer Blutgefäße hat“, erklären Irit Adini vom Boston Children’s Hospital und ihre Kollegen. Melanozyten sind spezielle Zellen, die das Pigment Melanin produzieren. Sie kommen nicht nur in der Haut, sondern auch in der Ader- und Regenbogenhaut des Auges vor. Bei der altersbedingten Makuladegeneration kommt es durch Schädigung des gelben Flecks der Netzhaut zu einem fortschreitenden Sehverlust. Das ist verbunden mit einem krankhaften Wachstum von Blutgefäßen. Diese Krankheit ist in den Industrieländern die häufigste Ursache für Blindheit bei älteren Menschen. Aus früheren Studien ist bekannt, dass das Krankheitsrisiko bei stärkerer Pigmentproduktion sinkt. So verringert sich nach Angaben der Autoren die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung bei Menschen asiatischer Abstammung um 46 Prozent und bei Afro-Amerikanern sogar um 55 Prozent im Vergleich zu hellhäutigen Europäern.

Die Ergebnisse der Forscher liefern nun erstmals eine Erklärung für den Zusammenhang zwischen Melaninproduktion und Krankheitsrisiko. Die Wissenschaftler stellten fest, dass schwach pigmentierte Melanozyten von Albinomäusen und hellhäutigen Menschen größere Mengen an Fibromodulin freisetzten als Zellen mit starker Pigmentbildung. In Tierversuchen stimulierte eine Behandlung mit diesem Protein das Wachstum neuer Blutgefäße. Umgekehrt verringerte sich das Wachstum, wenn die Fibromodulin-Produktion blockiert wurde. Weitere Untersuchungen legten im Detail dar, auf welche Weise das Protein eine Signalkette in Blutgefäßzellen auslöst und diese zu Teilungen anregt. Ein Wirkstoff, der die Funktion des Fibromodulins hemmt, könnte sich nicht nur als nützlich zur Therapie der Makuladegeneration erweisen. Wie jeder Tumor ist auch ein Melanom, der schwarze Hautkrebs, auf die Neubildung von Blutgefäßen angewiesen und könnte durch einen solchen Hemmstoff am Wachstum gehindert werden.

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