Wann Schimpansen helfen

Die Affen können Ziele anderer verstehen und auf Bitten angemessen aushelfen
Verhaltensforscher haben untersucht, unter welchen Bedingungen Schimpansen Artgenossen helfen
Verhaltensforscher haben untersucht, unter welchen Bedingungen Schimpansen Artgenossen helfen
© gemeinfrei, Thomas Lersch
Kyoto (Japan)/Canterbury (UK) - Schimpansen helfen ihren Artgenossen - anders als Menschen - meist nur dann, wenn sie direkt darum gebeten werden. Anthropologen nahmen deshalb bisher an, dass die Primaten die Ziele anderer nicht gut erfassen können. Doch können Schimpansen die Perspektive ihrer Artgenossen sehr wohl übernehmen, fand nun ein Forscherteam aus Japan und England heraus. Voraussetzung ist, dass sie den Hilfesuchenden in seiner Notlage beobachten können und selbst schon Erfahrung mit dem Problem hatten. Vermutlich müsse also, anders als gedacht, bei Primaten für eine angemessene Hilfeleistung beides zusammen kommen: die Bitte um Hilfe sowie die Perspektiv-Übernahme, um das Ziel des anderen zu verstehen. Das berichten die Anthropologen im Fachblatt „PNAS“.

„Dieses gezielte Helfen ist eine höhere kognitive Leistung“, schreiben die Wissenschaftler, „es ist weder ein programmiertes Verhalten noch ein automatischer Reflex.“ In ihrer Studie hatte das Team um Shinya Yamamoto von der Kyoto University jeweils einen Schimpansen einen anderen dabei beobachten lassen, wie dieser erfolglos versuchte, sich in seiner Glasbox nebenan ein schwer erreichbares Glas Saft zu angeln. Das passende Werkzeug zur Lösung des Problems lag jedoch in der Box des Beobachters. In 90 Prozent der Fälle halfen die Beobachter und suchten aus sieben verschiedenen Werkzeugen auf Anhieb das passende heraus – vorausgesetzt, der Schimpanse in Not hatte durch Ausstrecken seiner Hand darum gebeten und die Tiere waren bereits selbst mit den Werkzeugen und dem Problem vertraut.

Schimpansen können die Bedürfnisse ihrer Artgenossen also durchaus verstehen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass das Helfen nur auf Bitte nicht an der fehlenden Perspektiv-Übernahme der Affen liegen kann. Frühere Studien hatten gezeigt, dass Schimpansen selbst eng verwandten Artgenossen nur sehr selten spontan und ungebeten helfen, wie Menschen dies tun. Die Anthropologen wollen nun untersuchen, ob sich die Mechanismen der Hilfeleistung bei Menschen und Primaten grundlegend unterscheiden oder ob Menschen sich gegenseitig lediglich einfacher zur Perspektiv-Übernahme auffordern können – etwa durch Sprache.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Chimpanzees’ flexible targeted helping basedon an understanding of conspecifics’ goals", Shinya Yamamoto al.; PNAS, DOI: 10.1073/pnas.1108517109


 

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