Wann Schimpansen helfen
„Dieses gezielte Helfen ist eine höhere kognitive Leistung“, schreiben die Wissenschaftler, „es ist weder ein programmiertes Verhalten noch ein automatischer Reflex.“ In ihrer Studie hatte das Team um Shinya Yamamoto von der Kyoto University jeweils einen Schimpansen einen anderen dabei beobachten lassen, wie dieser erfolglos versuchte, sich in seiner Glasbox nebenan ein schwer erreichbares Glas Saft zu angeln. Das passende Werkzeug zur Lösung des Problems lag jedoch in der Box des Beobachters. In 90 Prozent der Fälle halfen die Beobachter und suchten aus sieben verschiedenen Werkzeugen auf Anhieb das passende heraus – vorausgesetzt, der Schimpanse in Not hatte durch Ausstrecken seiner Hand darum gebeten und die Tiere waren bereits selbst mit den Werkzeugen und dem Problem vertraut.
Schimpansen können die Bedürfnisse ihrer Artgenossen also durchaus verstehen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass das Helfen nur auf Bitte nicht an der fehlenden Perspektiv-Übernahme der Affen liegen kann. Frühere Studien hatten gezeigt, dass Schimpansen selbst eng verwandten Artgenossen nur sehr selten spontan und ungebeten helfen, wie Menschen dies tun. Die Anthropologen wollen nun untersuchen, ob sich die Mechanismen der Hilfeleistung bei Menschen und Primaten grundlegend unterscheiden oder ob Menschen sich gegenseitig lediglich einfacher zur Perspektiv-Übernahme auffordern können – etwa durch Sprache.