Walmännchen lieben heimatnah

Der Südkaper geht nicht auf weite Reisen, um eine Partnerin zu finden
Südkaper bleiben der Heimat treu.
Südkaper bleiben der Heimat treu.
© Auckland Islands Team
Auckland (Neuseeland) - Geht es um die Liebe, schweifen Glattwale der südlichen Gefilde offenbar nicht in die Ferne. Sie bleiben vielmehr ihrer Heimat und den dortigen Frauen treu: Südkaper-Männchen zeugen ihren Nachwuchs vornehmlich in ihren angestammten Gewässern. Überraschend viele Südkaper (Eubalaena australis), die in der Umgebung der sub-antarktischen Inseln nahe Neuseeland geboren sind, haben Väter, die ebenfalls aus dieser Population stammen. Das zeigen Erbgutanalysen, deren Ergebnisse Biologen aus Neuseeland und den USA im Fachblatt „Molecular Ecology“ präsentieren. Monogam sind die Männchen allerdings beileibe nicht. Der Region bleiben sie zwar treu, paaren sich aber dennoch mit mehreren Weibchen.

„Bei anderen Säugetierarten breiten sich die Männchen für gewöhnlich von ihrem Geburtsort aus, um neue Möglichkeiten für die Paarung zu suchen“, erläutert Scott Baker vom Marine Mammal Institute an der Oregon State University. „Bei diesen Glattwalen aber scheint es, dass die Ortstreue zu den Paarungsgründen sehr stark ist – sowohl für Männchen als auch für Weibchen.“ Baker und seine Kollegen hatten DNA von kleinen Hautproben analysiert, die über einen Zeitraum von 15 Jahren von 34 Mütter-Kälber-Paaren sowie von 314 erwachsenen Männchen gesammelt worden waren. 314 Männchen sind etwa 30 Prozent aller männlichen Südkaper um Neuseeland.

Bei der Vaterschaftsbestimmung stellte sich heraus: Nicht alle Kälber waren einem der potenziellen Väter zuzuordnen. Aber 30 Prozent stammten von Walmännchen aus heimatlichen Gewässern. Ein so hoher Anteil – schließlich lag den Forschern auch lediglich die DNA von 30 Prozent der Männchen vor – wäre sehr unwahrscheinlich, wenn auch Männchen von außerhalb der neuseeländischen Population dort Nachwuchs zeugen würden.

“Dieses Ergebnis liefert uns Informationen über das Fortpflanzungsverhalten dieser Glattwale, aber viel wichtiger, es zeigt uns, dass die neuseeländische Population relativ isoliert von anderen Populationen in der Region lebt, einschließlich der des benachbarten Australien“, sagt Erstautorin Emma Carroll von der University of Auckland. „Beim Südkaper ist es schwierig, soziale Interaktionen von der tatsächlichen Paarung zu unterscheiden. Wann und wo Individuen Junge haben, ist bei dieser wandernden Art schwer zu beurteilen.“ Nachdem die Forscher die Erbgutanalysen vorliegen haben, gehen sie nun davon aus, dass die Paarung eher vor Ort als während der Wanderschaft oder bei weit entfernten Futterplätzen erfolgt. Den Männchen liegt demnach nicht viel daran, groß herumzukommen – zumindest nicht, um die Damenwelt zu erobern.

Ihrer Heimat sind die Walmänner zwar treu, nicht aber einem einzelnen Weibchen. Es kommt zu zahlreichen Paarungen mit unterschiedlichen Weibchen. Dabei messen sich die Männchen aber nicht in körperlichen Kämpfen miteinander. Vielmehr lassen sie ihr Sperma über eine erfolgreiche Vaterschaft entscheiden – was ein Grund dafür sein könnte, dass Südkaper die größten bekannten Hoden mit einem Gesamtgewicht von rund einer Tonne im Tierreich besitzen.

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Quelle: „Paternity assignment and demographic closure in the New Zealand southern right whale”, Emma Carroll, Scott Baker et al.; Molecular Ecology, DOI: 10.1111/j.1365-294X.2012.05676.x


 

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