Wackelspiegel-Mikroskop filmt schnelle Aktivität von Nervenzellen in 3D

„Mit SCAPE können wir nun komplexe lebende Objekte wie etwa feuernde Neuronen im Hirn von Versuchstieren beobachten“, sagt Elizabeth Hillman vom Columbia University Medical Center. Das sei bisher nicht möglich gewesen. Um in schneller Bildfolge dreidimensionale Mikroskopbilder zu erhalten, verwendeten Hillman und Kollegen einen Spiegel-Polygon mit mehreren zueinander versetzten Spiegelflächen. Dieses Spiegel-Polygon schwenkten sie 10 bis 40 Mal pro Sekunde hin und her und konnten so in schneller Folge ein Objekt in mehreren Belichtungsebenen erfassen. Diese Aufnahmen – jede einzelne zweidimensional – ließen sich zu einem dreidimensionalen Film zusammensetzen.
Im Detail lenkten die Forscher einen Laserstrahl auf den Polygon-Spiegel. Dieser wurde in stetig sich verändernde Winkel reflektiert und durch das vergrößernde Mikroskop-Objektiv mit schrägem Einfallswinkel auf eine Probe gelenkt. In einem Mäusehirn etwa, das zuvor mit Fluoreszenzmarkern versetzt wurde, konnten so die Neuronaktivitäten Bild für Bild aufgenommen werden. Dabei strahlte das von der Probe emittierte Fluoreszenzlicht abermals durch die Mikroskop-Optik auf das schwenkbare Spiegel-Polygon. Die Spiegelflächen lenkten die jeweiligen Aufnahmen auf einen digitalen Bildchip, der bis zu 2.400 Bilder pro Sekunden registrieren konnte. Auf diesen Daten basieren die dreidimensionalen Filmaufnahmen, die eine Auflösung von bis zu 400 Nanometern erreichten.
Diese Methode kommt, abgesehen von dem schwenkbaren Spiegel-Polygon, mit einem herkömmlichen Lichtmikroskop aus. So könnte es deutlich günstiger konstruiert werden als bisher verwendete Laser-Scanner-Methoden. Vorteilhaft ist die schnelle Bildfolge von knapp über 20 Bildern pro Sekunde. Doch kann das Laserlicht nicht tief in eine Probe eindringen, wodurch der mögliche Einsatzbereich eingeschränkt bleibt.
Bereits vor über einem Jahr hatten Elisabeth Hillman und ihre Kollegen ihre SCAPE-Mikroskopie zum Patent angemeldet. Erste Unternehmen haben bereits Interesse an Lizenzen gezeigt, so dass schon bald mit ersten Produkten für die Untersuchung von Hirnaktivitäten oder Zellkulturen zu rechnen ist.