Vulkanausbruch: Wachsende Kristalle im Magma sollen Vorhersage verbessern
„Ein Zusammenhang zwischen Kristallwachstum und vulkanischer Aktivität ist lange vermutet worden, aber die nun entdeckten klaren Zusammenhänge sind bemerkenswert“, sagt Kate Saunders von der University of Bristol. Zusammen mit Kollegen von der Ruhr-Universität Bochum untersuchte sie mehrere hundert Gesteinsproben vom Mount St. Helens, die in den 1980er Jahren in einer Reihe von Ausbrüchen aus der Magmakammer an die Oberfläche gelangten. Die detaillierten Analysen von Kristallstruktur und chemischer Zusammensetzung wiesen im Vorfeld vor Ausbrüchen deutliche Unterschiede auf. So veränderte sich vor allem das Verhältnis von Eisen- und Magnesiumanteilen in den Kristallen, die sich in für diesen Vulkan typischen Gesteinen Dazit, Andesit und Basalt finden.
Mit der großen Zahl der untersuchten Proben konnten die Vulkanologen belegen, dass das flüssige Magma der unterirdischen Kammer, die den Vulkan speist, in konzentrischen Kreisen kristallisierte. Diese Kreise ähneln im Prinzip den Jahresringen von Bäumen und geben wichtige Hinweise auf die unterirdischen Prozesse, die schließlich zu einem Ausbruch führen können. In den Monaten vor einem Ausbruch konnten die Forscher sich ändernde Anteile an Magnesium und Eisen in den Kristallen feststellen. Diese Änderungen korrelierten direkt mit der seismischen Aktivität in der Vulkanregion, die selbst auch als ein Vorwarnsignal genutzt werden kann.
Zusammen mit permanenten Messungen von austretenden Gasen und kleinen Erdbeben könnten deshalb in Zukunft auch Kristallanalysen wichtige Warnsignale für drohende Ausbrüche liefern. Allein das Sammeln dieser Daten und von Gesteinsproben ist nicht ungefährlich. Erschütterungen und Gasmengen können autarke Sensoren zwar automatisch aus der Ferne messen. Die für Kristallanalysen notwendigen Gesteinsproben müssten jedoch direkt am aktiven Vulkan gesammelt werden, um sie einer chemischen Analyse zu unterziehen.