Vollmond verlockt Vögel zu frühem Gesang

Je nach Mondphase beginnen die Männchen südafrikanischer Webervögel später oder früher zu singen und beeinflussen dadurch möglicherweise ihre Attraktivität für die Weibchen
Der Mahaliweber (Plocepasser mahali) ist ein Singvogel aus der Familie der Webervögel (Aufnahme aus dem Mpala Research Center, Laikipia, Kenya).
Der Mahaliweber (Plocepasser mahali) ist ein Singvogel aus der Familie der Webervögel (Aufnahme aus dem Mpala Research Center, Laikipia, Kenya).
© Shutterstock, Bild97831685
Tremough (Großbritannien) - Männliche Singvögel starten im frühen Morgengrauen mit Gesang in den Tag. Der genaue Beginn dieser Aktivität hängt dabei nicht allein vom Zeitpunkt des Sonnenaufgangs ab. Auch die jeweilige Mondphase kann eine Rolle spielen. Das schließen britische Biologen aus ihren Beobachtungen südafrikanischer Webervögel. Bei sichtbarem Vollmond fangen die Vögel früher an zu singen und verlängern damit die Gesamtdauer ihrer morgendlichen Gesangsaktivität. Dieses Verhalten könnte sich entwickelt haben, um die Attraktivität auf Weibchen zu erhöhen, schreiben die Forscher im Fachblatt „Biology Letters”.

„Es ist bekannt, dass der Mondzyklus das Verhalten nachtaktiver Tiere beeinflussen kann. Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch Auswirkungen auf das Verhalten tagaktiver Tiere möglich sind – insbesondere in Zeiten der Dämmerung“, erklären Jennifer York von der University of Exeter und ihre Kollegen. Die Biologen beobachteten männliche Mahaliweber (Plocepasser mahali) beim Morgengesang und prüften einen möglichen Zusammenhang mit der jeweiligen Mondphase. Wenn der Mond sichtbar war, fingen die Vögel bei Vollmond im Schnitt zehn Minuten früher an als bei Neumond. Dadurch verlängerte sich die Zeitspanne des frühmorgendlichen Gesangs um 67 Prozent. Blieb aber der Mond bei Tagesanbruch unsichtbar unter dem Horizont, hatte die aktuelle Mondphase keinen Einfluss auf das Singen.

Die wahrscheinlichste Ursache für den beobachteten Zusammenhang liege in der je nach Mondphase unterschiedlichen Helligkeit kurz vor Sonnenaufgang und nicht in anderen vom Mond verursachten Faktoren, schreiben die Forscher. So haben frühere Untersuchungen ergeben, dass auch künstliche Beleuchtung zu einem vorgezogenen Beginn des Vogelkonzerts führen kann, was sich positiv auf den Fortpflanzungserfolg auswirkt. Zusätzliche Einflüsse wie Bewölkungsgrad, Windstärke und Temperatur haben die Biologen bei der Auswertung ihrer Daten berücksichtigt. Weibchen erkennen an Merkmalen des Gesangs die biologische Fitness eines Sängers. Wer es sich leisten kann, noch vor der Futtersuche möglichst früh und ausdauernd zu singen, wirkt besonders attraktiv. Deshalb könnten die Vögel sich im Lauf der Evolution daran angepasst haben, auf das Licht des Vollmonds zu reagieren, indem sie früher mit dem Gesang beginnen.

Für viele Arten von Amphibien, Fischen und wirbellosen Meerestieren hat der Mondzyklus einen synchronisierenden Einfluss auf das Paarungsverhalten. Außerdem gebe es starke Hinweise darauf, dass sich mondabhängige Veränderungen von Gravitationskräften, Magnetfeldern und der Lichtintensität auf die Kommunikation und das Verhalten nachtaktiver Tiere auswirken, schreiben die Autoren. Noch ist nicht untersucht, ob der Mondzyklus neben dem Morgengesang von Vögeln auch Verhaltensweisen anderer dämmerungsaktiver Tiere beeinflusst.

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