Vitamin D stärkt Hirnleistung im Alter

Ein ausreichend hoher Blutspiegel des Vitamins verhindert das altersbedingte Nachlassen kognitiver Fähigkeiten bei Ratten – eine ähnliche Wirkung wird auch bei Menschen vermutet
Wenn die körpereigene Vitamin D-Produktion nicht ausreicht, muss das Vitamin vermehrt über die Nahrung oder Vitaminpräparate zugeführt werden.
Wenn die körpereigene Vitamin D-Produktion nicht ausreicht, muss das Vitamin vermehrt über die Nahrung oder Vitaminpräparate zugeführt werden.
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Lexington (USA) - Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D hält nicht nur die Knochen gesund. Das Vitamin unterstützt unter anderem auch Funktionen des Nerven- und Immunsystems. Jetzt haben amerikanische Forscher durch Tierversuche den Verdacht bestätigt, dass ein Mangel an Vitamin D Lern- und Gedächtnisleistungen im Alter verringert. Dagegen verbesserte eine ab dem mittleren Lebensalter verstärkte Zufuhr des Vitamins mit der Nahrung die Signalübertragung von Hirnzellen und kognitive Fähigkeiten bei älteren Ratten, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)”. Klinische Studien sollen nun prüfen, ob eine erhöhte Aufnahme des Vitamins auch eine positive Wirkung auf die Hirnfunktionen alter Menschen hat.

„Unsere Ergebnisse liefern Hinweise auf einen möglichen ursächlichen Zusammenhang, weil ein Anstieg des Vitamin D-Spiegels ein altersbedingtes Nachlassen kognitiver Leistungen verhinderte“, schreiben die Forscher um Nada Porter von der University of Kentucky in Lexington. Sie fütterten drei Gruppen von Ratten mittleren Alters mit einer Kost, die entweder eine normale Menge, zehnmal weniger oder zehnmal mehr Vitamin D3, die biologisch aktive Form des Vitamins, enthielt. Eine zehnfach erhöhte Vitaminzufuhr bewirkte, dass sich der Blutspiegel an 25-Hydroxyvitamin D verdoppelte. Die Konzentration dieser Speicherform des Vitamins dient als Maß für die Langzeit-Vitamin D-Versorgung des Körpers. Bei der Gruppe mit der geringsten Vitamin D3-Zufuhr entsprachen die Blutwerte denen von Menschen mit Vitamin D-Mangel. Die Gruppe mit der höchsten Vitamin D3-Aufnahme erreichte einen Blutspiegel von etwa 30 ng/ml.

Nach fünf bis sechs Monaten mussten alle Tiere lernen, eine versteckte Plattform im Wasser zu finden. Bei diesem einfachen Test schnitten sämtliche Tiere mit ähnlichen Ergebnissen ab. Dann wurde die Plattform an einen anderen Ort versetzt. Nach nur kurzem Training und einer anschließenden Pause von drei Tagen wiederholten die Forscher den nun erschwerten Test. Dabei brauchten die Ratten mit dem höchsten Vitamin D-Spiegel nur halb so lange wie die Tiere der beiden anderen Gruppen, bis sie gelernt hatten, den richtigen Weg zu finden.

Genetische Analysen von Hirnzellen aus dem Hippocampus ergaben, dass eine erhöhte Vitamin D-Zufuhr offenbar die Aktivität mehrerer Gene verstärkt, die für die Signalübertragung bei Lernprozessen eine Rolle spielen. Vergleichende Untersuchungen an lebenden Hirnzellen aus derselben Hirnregion, die auch beim Menschen für Lern- und Gedächtnisleistungen verantwortlich ist, bestätigten eine verbesserte Funktion der Nervenzellen bei den Tieren, die mehr Vitamin D aufgenommen hatten.

Die Forscher vermuten, dass sich ihre Ergebnisse im Prinzip auf den Menschen übertragen lassen. In den nicht sonnenverwöhnten Regionen der Erde ist eine ungenügende Versorgung mit Vitamin D insbesondere bei Menschen über 50 Jahren ein häufiger Befund. In diesen Fällen könnte bereits in mittleren Lebensjahren eine leichte Schädigung kognitiver Hirnfunktionen beginnen – ein Prozess, der sich dann im Alter beschleunigt. Es seien zwar bereits klinische Studien angelaufen, in denen der Einfluss einer Tagesdosis von 2000 Internationalen Einheiten Vitamin B3 auf kognitive Hirnleistungen untersucht werde, so die Autoren. Ihre neuen Resultate würden es allerdings nahelegen, dass eine erhöhte Vitaminzufuhr schon im mittleren Lebensalter einsetzen müsste, um eine optimale Wirkung auf Hirnfunktionen im Alter zu haben.

Vitamin D wird überwiegend in der Haut unter dem Einfluss der UVB-Strahlung des Sonnenlichts hergestellt. Weitere Quellen sind Lebensmittel wie fetter Fisch und Vitaminpräparate. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Zufuhr von 20 Mikrogramm Vitamin D pro Tag – bei fehlender körpereigener Bildung. Anzustreben sei eine Serumkonzentration des 25-Hydroxyvitamin D in Höhe von mindestens 20 ng/ml. Es wird empfohlen, sich insgesamt 5 bis 25 Minuten pro Tag mit einem Viertel der unbedeckten Körperoberfläche der Sonne auszusetzen. Dann wäre für Erwachsene in Deutschland die körpereigene Vitamin D-Produktion während der Hälfte des Jahres ausreichend.

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