Virtuelle Geburt für mehr Sicherheit bei der Entbindung
"Dies geht über einfache bildgebende Verfahren hinaus", erklärte Olivier Ami vom Antoine Béclère's Hospital und der Université Paris Sud. "Die Software simuliert die Eigenheiten möglicher Entbindungen." Die Funktionsweise des menschlichen Geburtskanals machten eine Geburt im Vergleich zu anderen Säugetieren sehr kompliziert, so der Mediziner. Allein aus Darstellung und Vermessung von Geburtskanal und Becken den Verlauf der Entbindung einzuschätzen, wie es bei einer sogenannten Pelvimetrie gemacht wird, ist nicht absolut aussagekräftig. "Ein schmales Becken kann in der Lage sein, ohne Probleme zu entbinden, und ein weites Becken könnte während der Geburt Hilfe benötigen", sagte Ami. "Diese Ungewissheit erhöht die Rate von Kaiserschnitten."
Für die Entwicklung ihrer Simulation hatten Ami und seine Kollegen bei 24 Schwangeren mithilfe funktioneller Magnetresonanztomografie die Struktur des Beckens der werdenden Mütter sowie des Ungeborenen analysiert. Aus diesen anatomischen Angaben erstellte die Software namens "Predibirth" eine dreidimensionale Rekonstruktion von Geburtskanal und Fötus und berechnete auf dieser Basis unterschiedliche mögliche Verläufe der Geburt und aus diesen Daten wiederum die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen.
Von den 24 Schwangeren hatten 13 eine normale Entbindung ohne Komplikationen und diese Geburten waren von Predibirth auch als wenig risikoreich eingestuft worden. Bei drei der Frauen war das Baby mit einem geplanten Kaiserschnitt zur Welt gekommen, fünf hatten einen Notkaiserschnitt, bei dreien kam eine Saugglocke zum Einsatz. Diese Entbindungen hatte das Programm mit einem mittleren oder sogar einem hohen Risiko für Schwierigkeiten beurteilt. "Die Ergebnisse, einen gestörten Geburtsverlauf vorherzusagen, waren überaus exakt", sagte Ami. "Unsere Prognosen aus der Simulation scheinen eine deutliche Verbesserung zur Pelvimetrie zu sein."