Virtuelle Geburt für mehr Sicherheit bei der Entbindung

Computersimulation anhand individueller Daten kann unnötige Kaiserschnitte vermeiden helfen
Chicago (USA) - Eine virtuelle Geburt könnte künftig helfen, im Vorfeld den Ablauf des Geburtsvorgangs besser vorherzusagen und auf mögliche Komplikationen hinzuweisen. Auf der Grundlage von Aufnahmen des Beckens der werdenden Mutter sowie des Ungeborenen simuliert ein von französischen Medizinern entwickeltes Computerprogramm mögliche Szenarien der bevorstehenden Entbindung. Aus diesen Daten berechnet die Software die Wahrscheinlichkeit für einen reibungslosen oder problematischen Geburtsverlauf. Mithilfe dieser computersimulierten Geburt lassen sich mögliche Probleme akkurater einschätzen als mit den bislang gängigen Methoden, berichteten die Forscher auf der Jahrestagung der "Radiological Society of North America" in Chicago.

"Dies geht über einfache bildgebende Verfahren hinaus", erklärte Olivier Ami vom Antoine Béclère's Hospital und der Université Paris Sud. "Die Software simuliert die Eigenheiten möglicher Entbindungen." Die Funktionsweise des menschlichen Geburtskanals machten eine Geburt im Vergleich zu anderen Säugetieren sehr kompliziert, so der Mediziner. Allein aus Darstellung und Vermessung von Geburtskanal und Becken den Verlauf der Entbindung einzuschätzen, wie es bei einer sogenannten Pelvimetrie gemacht wird, ist nicht absolut aussagekräftig. "Ein schmales Becken kann in der Lage sein, ohne Probleme zu entbinden, und ein weites Becken könnte während der Geburt Hilfe benötigen", sagte Ami. "Diese Ungewissheit erhöht die Rate von Kaiserschnitten."

Für die Entwicklung ihrer Simulation hatten Ami und seine Kollegen bei 24 Schwangeren mithilfe funktioneller Magnetresonanztomografie die Struktur des Beckens der werdenden Mütter sowie des Ungeborenen analysiert. Aus diesen anatomischen Angaben erstellte die Software namens "Predibirth" eine dreidimensionale Rekonstruktion von Geburtskanal und Fötus und berechnete auf dieser Basis unterschiedliche mögliche Verläufe der Geburt und aus diesen Daten wiederum die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen.

Von den 24 Schwangeren hatten 13 eine normale Entbindung ohne Komplikationen und diese Geburten waren von Predibirth auch als wenig risikoreich eingestuft worden. Bei drei der Frauen war das Baby mit einem geplanten Kaiserschnitt zur Welt gekommen, fünf hatten einen Notkaiserschnitt, bei dreien kam eine Saugglocke zum Einsatz. Diese Entbindungen hatte das Programm mit einem mittleren oder sogar einem hohen Risiko für Schwierigkeiten beurteilt. "Die Ergebnisse, einen gestörten Geburtsverlauf vorherzusagen, waren überaus exakt", sagte Ami. "Unsere Prognosen aus der Simulation scheinen eine deutliche Verbesserung zur Pelvimetrie zu sein."

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Quelle: "Virtual Childbirth for Mechanical Risk Assessment and Prevention of Dystocia", Olivier Ami et al.; Radiological Society of North America annual meeting 2011


 

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