Vertauschte Rollen: Wo die Weibchen schöner sind als Männchen

Bei einer Art von Leguanen bilden Weibchen einen orangefarbenen Kehlfleck, der Männchen anlockt und Rückschlüsse auf die Qualität der Eier und die Fitness der Nachkommen zulässt
Weiblicher Stachelleguan Sceloporus virgatus
Weiblicher Stachelleguan Sceloporus virgatus
© University of Puget Sound
Tacoma (USA) - Bei den Wirbeltieren sind es meist die Männchen, die durch auffällige Färbung den Weibchen imponieren wollen. Bei einer nordamerikanischen Art von Stachelleguanen könnte es genau umgekehrt sein, berichten amerikanische Biologen. Während der Paarungszeit entwickelt sich bei den weiblichen Eidechsen ein oranger Kehlfleck. Je intensiver dessen Färbung, desto höher war der Gehalt an schützenden Antioxidantien im Dotter der Eier. Wahrscheinlich dient der Farbfleck den Männchen als attraktives Merkmal für die Qualität der Eier und damit für die Fitness des Nachwuchses einer Partnerin, schreiben die Forscher im "Journal of Animal Ecology".

"Die orangefarbenen Flecke werden nicht durch Carotinoide verursacht, sondern beruhen auf Pterin-Pigmenten", sagt Stacey Weiss von der University of Puget Sound in Tacoma, die Leiterin des Forschungsteams. Viele Vögel und Fische erzeugen ihre Körperfärbung durch Carotinoide, die sie mit der Nahrung aufnehmen. Diese Stoffe übernehmen aber zusammen mit anderen Antioxidantien auch eine wichtige Schutzfunktion im Eidotter. Daher würden weibliche Tiere der Qualität ihrer Eier schaden, wenn sie einen Teil der aufgenommenen Carotinoide zur Körperfärbung nutzten.

Indem die weiblichen Stachelleguane der Art Sceloporus virgatus auf ganz andere Verbindungen zur Färbung des Kehlflecks zurückgreifen, schaden sie ihren Eiern nicht. Im Gegenteil: Die Farbintensität des orangen Flecks war direkt gekoppelt mit dem Gehalt an den Antioxidantien Vitamin A, Vitamin E und Carotinoiden im Eidotter. Das würde erklären, warum Weibchen mit starker Färbung gesündere Nachkommen haben. Das Farbsignal könnte also im Rahmen der sexuellen Selektion wirksam sein, wobei die sonst üblichen Geschlechterrollen vertauscht sind. Hier wirbt ein Weibchen mit einem auffallenden äußerlichen Merkmal für seine "inneren" Werte und lockt damit Männchen an.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Pterin-based ornamental coloration predicts yolk antioxidant levels in female striped plateau lizards (Sceloporus virgatus)", Stacey L. Weiss et al.; Journal of Animal Ecology, Online-Publikation, doi: 10.1111/j.1365-2656.2010.01801.x


 

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