Vertauschte Rollen: Wo die Weibchen schöner sind als Männchen

"Die orangefarbenen Flecke werden nicht durch Carotinoide verursacht, sondern beruhen auf Pterin-Pigmenten", sagt Stacey Weiss von der University of Puget Sound in Tacoma, die Leiterin des Forschungsteams. Viele Vögel und Fische erzeugen ihre Körperfärbung durch Carotinoide, die sie mit der Nahrung aufnehmen. Diese Stoffe übernehmen aber zusammen mit anderen Antioxidantien auch eine wichtige Schutzfunktion im Eidotter. Daher würden weibliche Tiere der Qualität ihrer Eier schaden, wenn sie einen Teil der aufgenommenen Carotinoide zur Körperfärbung nutzten.
Indem die weiblichen Stachelleguane der Art Sceloporus virgatus auf ganz andere Verbindungen zur Färbung des Kehlflecks zurückgreifen, schaden sie ihren Eiern nicht. Im Gegenteil: Die Farbintensität des orangen Flecks war direkt gekoppelt mit dem Gehalt an den Antioxidantien Vitamin A, Vitamin E und Carotinoiden im Eidotter. Das würde erklären, warum Weibchen mit starker Färbung gesündere Nachkommen haben. Das Farbsignal könnte also im Rahmen der sexuellen Selektion wirksam sein, wobei die sonst üblichen Geschlechterrollen vertauscht sind. Hier wirbt ein Weibchen mit einem auffallenden äußerlichen Merkmal für seine "inneren" Werte und lockt damit Männchen an.