Verschüttete Wasserkanäle auf dem Mars mit Radar vermessen

Die Flusstäler entstanden, als riesige Fluten sich einst über hundert Meter tief ins Gestein gruben
Die Elysium Planitia sind die zweitgrößte vulkanische Region auf dem Mars. Radarmessungen zeigen, dass sich Flusstäler dutzende Meter unter die Oberfläche eingegraben haben, bevor sie durch Lava verschüttet wurden.
Die Elysium Planitia sind die zweitgrößte vulkanische Region auf dem Mars. Radarmessungen zeigen, dass sich Flusstäler dutzende Meter unter die Oberfläche eingegraben haben, bevor sie durch Lava verschüttet wurden.
© Smithsonian Institution/NASA/JPL-Caltech/Sapienza University of Rome/MOLA Team/USGS
Washington, DC (USA) - Wer Bilder von unserem staubtrockenen Nachbarplaneten kennt, kann sich wohl nur schwer vorstellen, dass einst heftige Überschwemmungen die Oberfläche des Mars geformt haben. Mittlerweile deuten aber alle wissenschaftlichen Erkenntnisse darauf hin, dass der Mars früher nicht nur ein feuchter Planet war, sondern sogar reißende Sturzfluten kannte, die seine Landschaften entscheidend veränderten. Amerikanische Astronomen haben nun mit einem tief reichenden Bodenradar das Marte Vallis, das größte Kanalsystem auf dem Mars, ausgemessen. Es erstreckt sich bis zu mehrere dutzend Meter in den Boden, ist aber teilweise von Lava verschüttet. Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Science“ berichten, waren wohl massive Überschwemmungen durch Grundwasser aus einem nahe gelegenen Grabensystem dafür verantwortlich, dass sich tiefe Rinnen stellenweise bis über hundert Meter tief ins Gestein gegraben haben.

„Diese Tiefe ist vergleichbar mit der Tiefe der Ausspülungen durch die schwerste bekannte Riesenflut auf der Erde“, berichtet Gareth Morgan von der Smithsonian Institution in Washington, DC. „Dies sind die Missoula-Fluten, die für die sogenannten Channeled Scablands im Nordwesten der USA verantwortlich sind.“ Diese Tälerlandschaft wurde hervorgebracht, als das Schmelzwasser eiszeitlicher Gletscher sich zunächst in riesigen Eisstauseen sammelte. Wenn deren Dämme aufbrachen, ergoss sich das Schmelzwasser wiederholt in ungeheuren Sturzfluten über die Region.

Das Kanalsystem auf dem Mars zeigt ähnliche Strukturen flacher und tieferer Rinnen, die Inseln umspülen. Dank der Daten des italienischen Bodenradars SHADAR (Mars Shallow RADar sounder) konnten die Forscher ein dreidimensionales Modell dieses Kanalsystems erstellen. SHADAR befindet sich an Bord der Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter und schaut bis zu einen Kilometer tief in die Marsoberfläche hinein. Dadurch konnten sie auch Strukturen aufdecken, die unter dicken Lavaschichten begraben sind. Anhand ihrer Messungen stellten die Forscher fest, dass die Wasserkanäle mindestens doppelt so tief sind wie bislang angenommen.

Das untersuchte Kanalsystem Marte Vallis liegt in der Elysium-Ebene. Mit einer Länge von über 1.000 Kilometern und 100 Kilometern Breite gehört es nicht nur zu den größten seiner Art, sondern mit einem Alter von 500 Millionen Jahren auch zu den jüngsten. Gespeist wurden die Fluten, die durch das Marte Vallis rauschten, wahrscheinlich aus der benachbarten, zerklüfteten Region Cerberus Fossae, in der sich große Mengen Grundwasser sammeln konnten.

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