Verschüttete Wasserkanäle auf dem Mars mit Radar vermessen
„Diese Tiefe ist vergleichbar mit der Tiefe der Ausspülungen durch die schwerste bekannte Riesenflut auf der Erde“, berichtet Gareth Morgan von der Smithsonian Institution in Washington, DC. „Dies sind die Missoula-Fluten, die für die sogenannten Channeled Scablands im Nordwesten der USA verantwortlich sind.“ Diese Tälerlandschaft wurde hervorgebracht, als das Schmelzwasser eiszeitlicher Gletscher sich zunächst in riesigen Eisstauseen sammelte. Wenn deren Dämme aufbrachen, ergoss sich das Schmelzwasser wiederholt in ungeheuren Sturzfluten über die Region.
Das Kanalsystem auf dem Mars zeigt ähnliche Strukturen flacher und tieferer Rinnen, die Inseln umspülen. Dank der Daten des italienischen Bodenradars SHADAR (Mars Shallow RADar sounder) konnten die Forscher ein dreidimensionales Modell dieses Kanalsystems erstellen. SHADAR befindet sich an Bord der Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter und schaut bis zu einen Kilometer tief in die Marsoberfläche hinein. Dadurch konnten sie auch Strukturen aufdecken, die unter dicken Lavaschichten begraben sind. Anhand ihrer Messungen stellten die Forscher fest, dass die Wasserkanäle mindestens doppelt so tief sind wie bislang angenommen.
Das untersuchte Kanalsystem Marte Vallis liegt in der Elysium-Ebene. Mit einer Länge von über 1.000 Kilometern und 100 Kilometern Breite gehört es nicht nur zu den größten seiner Art, sondern mit einem Alter von 500 Millionen Jahren auch zu den jüngsten. Gespeist wurden die Fluten, die durch das Marte Vallis rauschten, wahrscheinlich aus der benachbarten, zerklüfteten Region Cerberus Fossae, in der sich große Mengen Grundwasser sammeln konnten.