Verlustängste: Aus dem Bauch heraus entscheiden Menschen oft zu kurzsichtig

Bei komplizierten Entscheidungen vermeiden Menschen kurzfristige Verluste – das kann langfristig von Nachteil sein
Aus dem Bauch heraus zu entscheiden kann auch Nachteile haben
Aus dem Bauch heraus zu entscheiden kann auch Nachteile haben
© Jose Jimenez
London (Großbritannien ) - Bei komplizierten Entscheidungen nutzen Menschen ihr Bauchgefühl, um die vielen Wahlmöglichkeiten schnell einzugrenzen. Am wahrscheinlichsten werden dabei Alternativen ausgeschlossen, die gleich beim ersten Entscheidungsschritt einen negativen Beiklang haben. Dies ist aber auch häufig dann der Fall, wenn spätere Entscheidungsschritte äußerst positive Konsequenzen hätten. Wie britische Forscher jetzt zeigen konnten, kann diese Strategie dazu führen, längerfristig sehr ungünstige Entscheidungen zu treffen. Möglicherweise können solche Ketten ungünstiger Entscheidungen sogar zur Entwicklung einer Depression beitragen, berichten die Forscher im Fachblatt „PLoS Computational Biology“.

„Wenn man einen Urlaub plant, kann man nicht jeden Ort der Welt in Betracht ziehen”, sagt Quentin Huys vom University College in London. „Um die Wahl einzugrenzen, kann man sich etwa instinktiv darauf beschränken, Länder in mehr als fünf Flugstunden Entfernung auszuschließen. Das vereinfacht die Planung, heißt aber auch, dass man vielleicht einen großartigen Urlaub in exotischer Umgebung verpasst.“ In der Studie hatte Huys mit seinen Kollegen untersucht, wie ihre Versuchspersonen Entscheidungen treffen, bei der jede folgende auf der davor basiert. Die Probanden mussten sich dazu in einem Entscheidungsbaum zurechtfinden, bei dem jeder neue Schritt sie Geld kostete oder aber Geld einbrachte. Instinktiv wählten die Teilnehmer eher Pfade, die sich sofort im ersten Schritt auszahlten, auch wenn die anfangs kostspieligere Entscheidung ihnen insgesamt mehr Geld eingebracht hätte. Zusätzlich erfassten die Forscher depressive Symptome bei den Probanden. Diejenigen, die in den Entscheidungen Verluste um jeden Preis vermieden, erzielten zugleich die höchsten Werte auf der Depressionsskala. Selbst wenn die Forscher Alter, Geschlecht, den IQ und andere Persönlichkeitsmerkmale berücksichtigen, blieb dieser Zusammenhang bestehen.

Die Wissenschaftler wollen nun untersuchen, ob sich der Zusammenhang eventuell auf den Einfluss des Botenstoffs Serotonin zurückführen lässt, der bei Depressionen eine Rolle spielt. Andere Studien konnten zudem bereits zeigen, dass Depressive größere Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen.

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Quelle: "Bonsai Trees in Your Head: How the Pavlovian System Sculpts Goal-Directed Choices by Pruning Decision Trees ", Quentin Huys et al.; PLoS Computational Biology, DOI: 10.1371/journal.pcbi.1002410


 

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