Verbesserte Chemotherapie bei Lungenkrebs

Ein neuer Wirkstoff eliminiert Tumore des kleinzelligen Bronchialkarzinoms im Tierversuch
London (Großbritannien) - Für Patienten mit inoperablem Lungenkrebs gibt es noch keine langfristig wirksame Chemotherapie. Doch jetzt haben britische Forscher erstmals ein neuartiges Krebsmittel erfolgreich im Tierversuch getestet. Das Medikament blockiert einen Wachstumsfaktor, der das Wachstum der Krebszellen beschleunigt. Bei der Hälfte der damit behandelten Mäuse verschwanden die Lungentumoren völlig und die Tiere blieben mindestens ein Jahr lang krebsfrei. In Kombination mit einem bereits zugelassenen Krebsmittel verstärkte und verlängerte sich die therapeutische Wirkung, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cancer Research". Im nächsten Jahr sind erste klinische Versuche mit Lungenkrebspatienten geplant.

"Anfangs spricht das kleinzellige Bronchialkarzinom auf eine Chemotherapie an, aber die Tumoren werden schon bald gegen die Behandlung resistent. Deshalb müssen wir dringend neue Therapien für diese Krankheit entwickeln", sagt Michael Seckl vom Imperial College London. An dieser besonders aggressiven Krebsform leidet jeder fünfte Lungenkrebspatient. Weniger als fünf Prozent überleben länger als drei Jahre. Verantwortlich für das schnelle Wachstum und die Entwicklung einer Resistenz beim kleinzelligen Karzinom ist der Fibroblasten-Wachstumsfaktor FGF-2. Der jetzt getestete neue Wirkstoff PD173074 verhindert, dass der Wachstumsfaktor an die Krebszellen ankoppelt und wirksam werden kann.

Die Forscher verabreichten Mäusen, denen menschliche Lungentumoren verpflanzt worden waren, sieben Wochen lang täglich eine Dosis des neuen Mittels mit der Nahrung. Dadurch konnten sie die Tumoren bei jedem zweiten Tier völlig eliminieren und ein erneutes Wachstum länger als ein Jahr verhindern. Wurde das Mittel zusammen mit dem häufig eingesetzten Zytostatikum Cisplatin verabreicht, verstärkten sich die Wirkungen beider Substanzen. Weitere Untersuchungen zeigten, dass PD173074 sowohl die Vermehrung der Krebszellen hemmt als auch das Absterben der Zellen durch den programmierten Zelltod beschleunigt. "Wir hoffen, dass wir mit diesem Medikament oder einem ähnlichen Mittel, das die Wirkung von FGF-2 blockiert, im nächsten Jahr klinische Studien beginnen können", sagt Seckl. Ein zusätzlicher Vorteil des neuen Wirkstoffs sei, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Krebsmitteln in Tablettenform verabreicht werden kann. Sein Einsatz wäre sowohl in Kombination mit einem anderen Medikament als auch zur Monotherapie möglich.

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Quelle: "The Fibroblast Growth Factor Receptor Inhibitor PD173074 Blocks Small Cell Lung Cancer Growth In vitro and In vivo"; Cancer Research, Online-Publikation, doi:10.1158/0008-5472.CAN-09-1576


 

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