Verändertes Gen verhindert Wahrnehmung von "Spargel-Urin"

"Das ist eines der wenigen bisher bekannten Beispiele, die genetische Unterschiede im Geruchssinn von Menschen zeigen", sagt Danielle Reed vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia. Sie und ihre Kollegen testeten 38 Personen auf ihre Fähigkeit, den strengen Uringeruch wahrzunehmen, der nach einem Spargelessen entsteht. Er beruht auf noch nicht eindeutig identifizierten, leicht flüchtigen Schwefelverbindungen. Zusätzlich prüften die Forscher, ob die Probanden selbst diese Geruchsstoffe produzieren. Jede Testperson musste an eigenen und fremden Urinproben riechen, die etwa zwei Stunden nach dem Verzehr von Spargel oder Brot abgegeben wurden. Zusätzlich analysierten die Forscher bei allen Probanden die Regionen ihres Erbguts, in denen Gene für Geruchsrezeptoren lagen. Bei niemandem wurde eine generelle Störung des Geruchssinns festgestellt.
Acht Prozent der Testpersonen produzierte keinen "Spargel-Urin", sechs Prozent waren unfähig, den Geruch wahrzunehmen, eine Person konnte beides nicht. Der genetische Vergleich ergab, dass der gestörte Geruchssinn mit einer veränderten DNA-Sequenz im Bereich von Genen gekoppelt war, die die Produktion von Geruchsrezeptoren steuern. Für die Unfähigkeit, den Geruch zu erzeugen, fand sich keine genetische Ursache. Ob die schwefelhaltigen Geruchsstoffe durch den Stoffwechsel entstehen oder auf unverändert ausgeschiedenen Inhaltsstoffen des zubereiteten Spargels beruhen, ist noch nicht bekannt. Außerdem müssten weitere Studien prüfen, so die Forscher, ob die Häufigkeit des Spargelkonsums einen zusätzlichen Einfluss auf die Produktion oder Wahrnehmung des Uringeruchs hat. Reed schließt nicht aus, dass es auch Menschen geben könnte, die aus denselben oder ähnlichen genetischen Gründen andere Schwefelverbindungen wie das dem Erdgas zugesetzte Mercaptan nicht riechen können. Diese Menschen könnten dann eine undichte Gasleitung nicht am Gasgeruch erkennen.