Urahnen der Indianer jagten Mammuts schon vor 13.800 Jahren

Neudatierung eines Mastodon-Rippenknochens zeigt: Unerwartet früh machten Menschen in Nordamerika Jagd auf große Urzeitsäuger
CT-Aufnahme des Mastodonknochens mit eingebetteter Knochenspeerspitze
CT-Aufnahme des Mastodonknochens mit eingebetteter Knochenspeerspitze
© Center for the Study of the First Americans, Texas A&M University
College Station (USA) - Ureinwohner Nordamerikas machten vermutlich mindestens zwei Jahrtausende früher Jagd auf Mammuts und Co. als bislang vermutet. Das belegen neue Datierungen eines nordamerikanischen Fossilfunds aus den 1970er Jahren, dessen Alter bislang umstritten war. Der Rippenknochen eines Amerikanischen Mastodons, in dem eine Mammutknochenspitze steckt und der damit als ein Beweis für die frühe Jagd dient, ist den aktuellen Analysen zufolge rund 13.800 Jahre alt, berichten die Forscher im Fachblatt "Science". Damit liefern sie einen weiteren Beleg dafür, dass die Jagd auf die riesigen Säugetiere dieser Periode deutlich früher begann als mit der sogenannten Clovis-Kultur. Bisher galten die Menschen dieser prähistorischen Indianer, die vor rund 11.000 Jahren auf dem amerikanischen Kontinent lebten, als die ersten, die gezielt Jagd auf große Beute wie Mammuts und andere elefantenähnliche große Säuger machten. Damit könnten sie womöglich auch entscheidend am Aussterben dieser Megafauna beteiligt gewesen sein.

"Der Einfluss menschlicher Jäger auf die Nordamerikanische Megafauna hat sich über einen längeren Zeitraum erstreckt als bislang vermutet wurde", schreiben Michael R. Waters von der Texas A&M University und seine Kollegen. Es sei kein "Clovis-Blitzkrieg" gewesen. Die Forscher hatten den Knochenfund aus den späten 1970er Jahren mit einer Reihe modernster Methoden genau unter die Lupe genommen. In einem der Rippenknochen des Amerikanischen Mastodons (Mammut americanum) aus der Gattung Mammut sind noch die Überreste einer abgebrochen Speerspitze vorhanden. Der Knochen um die Verletzung zeigt keinerlei Anzeichen von Heilung, weshalb davon auszugehen ist, dass das Tier nach dem Angriff schnell verstorben ist.

Mithilfe von Massenspektrometer-Untersuchungen datierten Waters und seine Kollegen den Rippenknochen selbst sowie die Knochenspeerspitze als auch in der Nähe gefundene Stoßzähne anhand von Kohlenstoffproben allesamt auf ein Alter von 13.800 Jahren. Schon ursprünglich war das Alter des Rippenfundstücks auf 14.000 Jahre geschätzt worden, diese Datierung war aber wiederholt in Frage gestellt worden. Mit DNA-Analysen belegen die Forscher darüber hinaus, dass auch die Speerspitze selbst aus Mastodon-Knochen besteht. Anhand von Untersuchungen mittels Röntgen-Computertomographie der in den Rippenknochen eingedrungenen Spitze konnten sie zudem sehen: Sie steckte 2,15 Zentimeter tief im Knochen. Die Knochenspitze musste dazu aber neben Fell und Haut noch rund 25 bis 30 Zentimeter Muskelgewebe durchdrungen haben, weshalb die Wissenschaftler schätzen, dass sie mindestens 27 Zentimeter lang gewesen sein muss. Alles in allem zeigen ihre Analysen: Schon weit vor der Clovis-Kultur, die erst rund zwei Jahrtausende später auf dem nordamerikanischen Kontinent vorherrschte, waren Menschen in der Lage, gezielt Jagd auf die Megafauna zu machen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Pre-Clovis Mastodon Hunting 13,800 Years Ago at the Manis Site, Washington", Michael R. Waters et al.; Science, 10.1126/science.1207663


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg