Ungewöhnliche Kombination: Durchfallmittel macht Antibiotikum wirksamer
"Typischerweise dauert es 13 - 15 Jahre, um ein Medikament zu entwickeln. Unsere Strategie könnte diese Entwicklungszeit auf die Hälfte verkürzen", sagt Eric Brown von der McMaster University in Hamilton, der zusammen mit Gerard Wright das Forschungsprojekt leitete. Ganz verzichten kann man allerdings auf neue klinische Studien nicht, da auch bei Kombinationstherapien mit bereits zugelassenen Mitteln neue Nebenwirkungen auftreten könnten. Die Forscher prüften mehr als tausend zur Behandlung verschiedener Krankheiten zugelassene Medikamente auf ihre Fähigkeit, die antibakterielle Wirkung von Minocyclin, einem Tetracyclin, zu verstärken. Als Testbakterien dienten E. coli, Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa.
Zwtl: Kombinationstherapie gegen resistente Erreger
69 Medikamente, die selbst keine Antibiotika waren, verbesserten die Wirkung von Minocyclin. Dieser Effekt war abhängig von der Keimart: 35 wirkten gegen die Staphylokokken und 41 gegen E. coli. Zu den sechs gegen die Pseudomonaden wirksamen Mitteln zählten unter anderem ein Parkinson-Medikament, eines gegen Seborrhö, ein Krebsmittel und das Durchfallpräparat Loperamid. Pseudomonaden können bei Mukoviszidose-Patienten lebensbedrohliche Lungeninfektionen verursachen. Der kombinierte Einsatz von Minocyclin und Loperamid wäre eine neuartige Therapiemöglichkeit gegen die oft hochresistenten Erreger. Im Tierversuch bestätigte sich die synergistische Wirkung beider Mittel auch gegen Salmonellen. Andere Kombinationen könnten gegen die ebenfalls multiresistenten sogenannten MRSA-Staphylokokken eingesetzt werden.
Solche Behandlungsstrategien hätten zusätzliche Vorteile, sagt Wright. Man könnte die Erreger gezielter bekämpfen und die harmlosen und nützlichen Bakterien verschonen. "Dann braucht man letztlich weniger Antibiotika, um die gleiche Wirkung zu erzielen", so Wright. Auf welche Weise Loperamid die Wirksamkeit von Minocyclin verstärkt, wird noch genauer erforscht. Wahrscheinlich erleichtert es das Eindringen des Antibiotikums in die Bakterienzelle. Indem das Tetracyclin die Proteinproduktion hemmt und dadurch auch die Stabilität der Bakterienhülle schwächt, verstärkt es wiederum die Wirkung von Loperamid.