Unerwartet nah: Exoplanet im Sternensystem nebenan entdeckt

Komplexe Analyse zeigt, dass in unserem Nachbarsystem Alpha Centauri ein Planet mit ähnlicher Masse wie die Erde seinen Stern auf enger Bahn umkreist.
Künstlerische Darstellung von Alpha Centauri B und dem neu entdeckten Planeten.
Künstlerische Darstellung von Alpha Centauri B und dem neu entdeckten Planeten.
© ESO/L. Calçada
La Silla (Chile )/Sauverny (Schweiz) - Ein Exoplanet direkt vor unserer Haustür: Diesen sensationellen Fund verkünden Forscher der europäischen Südsternwarte im Fachblatt „Nature“. Alpha Centauri ist das nächstgelegene Sternensystem und liegt nur 4,3 Lichtjahre entfernt. Es besteht aus drei Sternen: den beiden sonnenähnlichen Sternen Alpha Centauri A und B sowie dem Roten Zwerg Proxima Centauri, der weit außerhalb seine Kreise zieht. Die Forscher konnten aus genauen Datenanalysen der Bewegung von Alpha Centauri B ermitteln, dass in der Nähe dieses Sterns ein Planet von mindestens Erdmasse seine Kreise zieht; er könnte aber auch deutlich schwerer sein.

„Unsere Beobachtungen mit dem HARPS-Instrument erstreckten sich über vier Jahre und haben ein kleines, aber erkennbares Signal von einem Planeten gezeigt, der Alpha Centauri B alle 3,2 Tage umkreist“, erzählt Xavier Dumusque vom Genfer Observatorium. Diese schnelle Umlaufzeit bedeutet, dass der Planet sich mehr als 20fach näher an seinem Stern befindet als die Erde an unserer Sonne. Damit ist er so nahe, dass er zu heiß für die Existenz von flüssigem Wasser und somit auch von Leben ist.

Die Bedeutung dieser Entdeckung liegt aber nicht nur darin, dass der Planet sich in unserer unmittelbaren galaktischen Nachbarschaft befindet: „Dies ist der erste Planet mit einer Masse ähnlich der Erde, der je um einen Stern wie unsere Sonne gefunden wurde“, berichtet Mitautorin Stéphane Udry, ebenfalls vom Genfer Observatorium. Dies steigert die Hoffnung, einen erdähnlichen Planeten in der sogenannten bewohnbaren Zone um einen lebensfreundlichen Stern wie unsere Sonne zu finden. Die bewohnbare Zone ist durch einen Abstand definiert, der nicht zu nah an und nicht zu weit entfernt von einem Stern liegt, so dass auf einem Planeten dort flüssiges Wasser existieren kann. Damit rückt der heilige Gral der Planetenforschung - der Fund eines lebensfreundlichen Planeten - immer näher.

Die Forscher machten ihre Entdeckung mit der sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode, bei der der Einfluss eines Planeten auf seinen Stern gemessen wird. Alpha Centauri B wird etwa von seinem Planeten um nur gut einen halben Meter pro Sekunde ausgelenkt. Um diese Werte aus den Daten herauslesen zu können, sind sowohl extrem präzise Beobachtungen als auch eine komplizierte Datenanalyse nötig. Wie der Astronom Artie Hatzes deshalb in einem Begleitartikel zu der Forschungsarbeit erwähnt, wird ein solch spektakulärer Fund von anderen Forschergruppen genauestens überprüft werden. Sollte es sich bestätigen, dass die minimalen periodischen Schwankungen von Alpha Centauri B wirklich von einem Planeten herrühren, wäre dieser auch der leichteste Planet, der je mit der Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt wurde.

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