Ultraschall erhellt rätselhafte Schnalzlaut-Sprache der Nju

Mit leistungsfähigen Ultraschallgeräten wird jetzt die Schnalzlaut-Sprache der afrikanischen Nju untersucht, bevor sie ausstirbt
Ithaca (USA) - Die Sprache der Nju in der südlichen Kalahari-Wüste gehört zu den ungewöhnlichsten Sprachen der Welt: Sie hat - wie auch die anderen zur Khoisan-Sprachfamilie gehörenden Sprachen - einige Schnalzlaute in ihrem phonetischen Bestand, die den Linguisten schon seit mehr als hundert Jahren Rätsel aufgeben. Mit Hilfe leistungsfähiger Ultraschallgeräte hat nun ein amerikanisches Forscher-Team beschrieben, wie sich die Zunge beim Hervorbringen der verschiedenen Schnalzlaute verhält. Ihre Erkenntnisse, die auch Aufschluss über die menschliche Sprachproduktion geben, haben die Forscher im "Journal of the International Phonetic Association" veröffentlicht.

"Wenn wir 'k' oder 't' sagen, dann wird der Laut produziert, indem Luft aus unseren Lungen ausgeatmet wird", erklärt Amanda Miller von der Cornell University. "Aber Schnalzlaute werden durch Einatmen produziert, wobei in der Aushöhlung zwischen dem vorderen und hinteren Teil der Zunge ein Saugvorgang entsteht. Linguisten wussten dies zwar, doch viele von ihnen konnten sich nicht vorstellen, dass diese Art der Lautbildung tatsächlich von den Sprechern der Sprache kontrolliert werden kann." Seit etwa hundert Jahren werden daher viele der 73 Konsonanten der Sprache der Nju ungenau beschrieben. Jetzt ist es mit Ultraschallgeräten, die 125 Bilder pro Sekunde machen können, möglich, auch die Zungenbildung bei schnell gesprochenen Lauten zu erkennen. Mittlerweile ist aber auch Eile geboten, denn die Sprache der Nju ist hochgradig bedroht: Zur Zeit gibt es nur noch weniger als zehn aktive Sprecher dieser Sprache und alle sind über 60 Jahre alt.

Die Khoisan-Sprachen, die von manchen Forschern als die ältesten Sprachen der Welt angesehen werden, gehören alle zu den bedrohten Sprachen dieser Welt. Insgesamt sprechen nur noch etwa 150.000 Menschen im südlichen Afrika eine der Sprachen aus der weit verzweigten Familie der Khoisan-Sprachen. Einen Eindruck vom Klang der Khoisan-Sprachen kann man auf der Seite http://celaeno.phonetics.cornell.edu/khoisan/index.html gewinnen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Differences in airstream and posterior place of articulation among N[xs01C0.gif]uu clicks", Amanda L. Miller, Johanna Brugman, Bonny Sands, Levi Namaseb, Mats Exter and Chris Collins, Journal of the International Phonetic Association, Vol 39 (2009), Issue 2, August 2009, S. 129-161, doi:10.1017/S0025100309003867


 

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