Überraschende Schmetterlinge: Ameisenbläuling auch in den Bergen zu finden

Guangzhou (China)/Halle/Saale - Selbst bei gut erforschen Tierarten können Forscher immer wieder Überraschungen erleben: So geschehen bei den Ameisenbläulingen, die laut Lehrbuch in flachen Grasländern leben und auf das Zusammenleben mit Ameisen angewiesen sind. Jetzt entdeckte ein deutsch-chinesisches Forscherteam eine bislang unbekannte Art dieser Bläulinge, die in Bergwäldern der südchinesischen Provinz Yunnan auf 3000 Metern Höhe lebt. Sie erhielt den wissenschaftlichen Namen "Phengaris xiushani" (Xiushans Ameisenbläuling), schreiben die Forscher im Fachblatt open access-Zeitschrift "ZooKeys". Das chinesische Wort Xiushan bedeutet "schöner Berg", soll aber auch den Wissenschaftler Xiushan Li ehren, der sich in der Vergangenheit um die Zusammenarbeit der Schmetterlingsforscher in Deutschland und China und die Erforschung der Biodiversität in China verdient gemacht hat.

"Die neue Art ähnelt P. daitozana aus Taiwan in Bezug auf die Flügelzeichnung, mit einer weißlichen Oberseite und viel kleineren Flecken auf der Unterseite", schreiben Min Wang von der Südchinesischen Agrar-Universität in Guangzhou und Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle. Details über die Lebensweise der Bergfalter sind noch nicht bekannt. Allerdings leben sie offenbar wie andere Ameisenbläulinge auf Kosten von Ameisen, denen sie ihre Raupen als "Kuckuckskinder" unterschieben. Wegen dieser skurrilen parasitischen Lebensweise gehören Ameisenbläulinge zu den am intensivsten untersuchten Tagfaltern in Eurasien: Jede Art benötigt jeweils ganz bestimmte Pflanzen als Nahrung, aber auch die Nester von Ameisen, in denen ihre Raupen lange Zeit ihres Lebens unerkannt von der Ameisenbrut leben. Derart hoch spezialisiert, sind diese Bläulinge allerdings besonders anfällig für Klimaschwankungen und Veränderungen in der Landnutzung.