Überraschend wirksam: Wurmmittel tötet Malariamücken

Wenn Menschen in Malariagebieten das Medikament Ivermectin einnehmen, wird es von Stechmücken aufgenommen und bewirkt deren Tod
Anophelesmücke bei der Blutmahlzeit
Anophelesmücke bei der Blutmahlzeit
© James Gathany, Centers for Disease Control and Prevention
Fort Collins (USA) - Ein gegen Würmer und Hautparasiten eingesetztes Mittel könnte auch helfen, die Ausbreitung der Malaria zu bekämpfen. Es tötet die Mücken, die das Medikament beim Blutsaugen aufnehmen, berichten US-amerikanische Forscher. Nachdem afrikanische Dorfbewohner damit behandelt worden waren, sank in der Umgebung der Prozentsatz an Mücken, in denen Malariaerreger gefunden wurden. Das Medikament Ivermectin müsste wahrscheinlich mindestens einmal im Monat von möglichst vielen Bewohnern einer Malariaregion eingenommen werden, um den größten Schutzeffekt zu erzielen, schreiben die Wissenschaftler im "American Journal of Tropical Medicine and Hygiene".

"Wenn Ivermectin tatsächlich die Übertragung verringert, dann haben die Menschen im Blut ein Medikament, das Mücken töten könnte - überall und zu jeder Tageszeit", sagt Brian Foy von der Colorado State University in Fort Collins. Ivermectin wird zurzeit gegen Fadenwurminfektionen bei Mensch und Tier sowie gegen Läuse und Milben eingesetzt. Im Rahmen einer Studie verabreichten die Forscher zusammen mit afrikanischen Kollegen das Medikament an Bewohner eines senegalesischen Dorfes, um die Onchozerkose zu bekämpfen. Diese Krankheit, auch Flussblindheit genannt, wird durch Fadenwürmer verursacht. Vorher und zwei Wochen später sammelten die Wissenschaftler Anophelesmücken in der Umgebung des Dorfes. Als Vergleich dienten Mücken aus der Gegend eines Nachbardorfes, dessen Bewohner nicht behandelt worden waren. Alle Mücken wurden darauf untersucht, ob sie mit Plasmodium falciparum, der gefährlichsten Art von Malariaerregern, infiziert waren. Dort, wo die Menschen das Medikament erhalten hatten, war die Infektionsrate um 79 Prozent gesunken, im Vergleichsort dagegen um 246 Prozent gestiegen.

In einigen Gebieten Afrikas wird Ivermectin ein- bis zweimal im Jahr an die Bevölkerung verteilt, als Maßnahme gegen Flussblindheit und Elephantiasis. Ein Einsatz gegen Malaria wäre vor allem in jenen Regionen sinnvoll, so die Forscher, die nur zu einer bestimmten Jahreszeit von der Tropenkrankheit betroffen sind. In dieser Zeit sollte das Mittel dann mindestens einmal monatlich eingenommen werden. Das Medikament sei sehr preiswert und würde nur selten schwere Nebenwirkungen in Form von allergischen Reaktionen auslösen. Die Gefahr, dass resistente Mücken entstehen, hält Foy für gering, da das Mittel ja nicht flächendeckend versprüht, sondern nur von wenigen Blut saugenden Mücken aufgenommen wird. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fallen der Malaria weltweit jährlich 781.000 Menschen zum Opfer - hauptsächlich Kinder in Afrika. Eine Impfung gibt es noch nicht.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Ivermectin mass drug administration to humans disrupts malaria parasite transmission in Senegalese villages", Kevin C. Kobylinski et al.; American Journal of Tropical Medicine and Hygiene, 85 (1)


 

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