Überraschend feinfühliger Kroko-Kiefer
„Wir haben nicht erwartet, dass diese Punkte so empfindlich sind, weil die Tiere so stark gepanzert sind“, sagt Duncan Leitch von der Vanderbilt University. Zur möglichen Funktion der punktförmigen Strukturen auf der Haut der Reptilen gab es bisher unterschiedliche Hypothesen. Sie reichten von Sekretionsorganen für Öl über Sinnesorgane für die Wahrnehmung elektrischer oder magnetischer Felder oder des Salzgehalt des Wassers bis hin zu Tastsinnesorganen, mit denen Druck und Vibration erkannt werden. Leitch und sein Kollege Ken Catania waren dem Zweck der mysteriösen Punkte und deren neuronaler Verbindungen nun näher auf den Grund gegangen. Dazu setzen sie unterschiedliche Methoden ein, darunter Licht- und Elektronenmikroskopie; außerdem testeten sie die Reaktion der Hautsensoren auf unterschiedliche Reize.
Auf elektrische Felder oder Veränderungen des Salzgehaltes des Wassers reagierten die Sinnesorgane nicht, aber auf unterschiedlichste Formen von Druck und Vibrationen. Manche erkennen zum Beispiel Vibrationen, wie sie auch von feinen Wellen im Wasser ausgelöst werden. Andere sprechen auf Druckreize an, die so fein sind, dass menschliche Fingerspitzen sie gar nicht wahrnehmen würden. Die mikroskopischen Untersuchungen enthüllten eine überaus komplexe Anatomie dieses Tastsinnessystems. So stellte sich unter anderem heraus, dass die kuppelförmigen Sinnesorgane über den Trigeminus-Nerv mit dem Gehirn verbunden ist, der auch beim Menschen für die Empfindungen im Gesicht und Kiefer verantwortlich ist. Besonders ausgeprägt ist die nervliche Verdrahtung dabei im Maul, in der Nähe der Zähne. Außerdem verlaufen die Nerven größtenteils innerhalb des Knochens, wo sie gut geschützt sind.