Überraschend: Das Altern ist genetisch programmiert

Nicht die Ansammlung von Zellschäden, sondern veränderte Genaktivitäten lassen Würmer älter werden
Caenorhabditis elegans
Caenorhabditis elegans
© Public Library of Science, doi: 10.1371/journal.pbio.0030030
Stanford (USA) - Lebewesen altern nicht, weil sich mit der Zeit immer mehr Schäden in den Zellen anhäufen. Dieser verbreiteten Vorstellung des Altersprozesses widersprechen neue Untersuchungen an Fadenwürmern. Danach verändert sich, wenn die Würmer älter werden, die Aktivität zahlreicher Gene, was sich auf verschiedene Stoffwechselprozesse auswirkt. Zellschädigende Stressfaktoren haben darauf gar keinen Einfluss, berichten amerikanische Forscher im Fachblatt "Cell". Das bedeutet auch, dass man den Ablauf der genetisch bedingten Zellalterung - zumindest theoretisch - verlangsamen könnte. Ob ein ähnlicher Mechanismus des Alterns auch beim Menschen abläuft, ist zwar wahrscheinlich, aber noch nicht bewiesen.

"Wir haben festgestellt, dass im jungen Wurm ein normales Entwicklungsprogramm abläuft, das aus dem Gleichgewicht gerät, wenn das Tier älter wird", sagt Stuart Kim von der Stanford University. Dieses Ergebnis lasse sich nicht mit der gängigen Annahme in Einklang bringen, dass das Altern ein Abnutzungsprozess ist. Kim und seine Kollegen hatten gemessen, wie sich die Aktivitäten der Gene des Fadenwurms Caenorhabditis elegans während seiner zweiwöchigen Lebensdauer verändern. Dabei identifizierten sie drei Gene (elt-3, elt-5 und elt-6), die die Produktion von Transkriptionsfaktoren bewirken. Das sind Proteine, die als Genschalter andere Gene ein- oder ausschalten. Mit zunehmendem Alter verstärkte sich die Aktivität der Gene elt-5 und elt-6, während das elt-3-Gen abgeschaltet wurde. Als Folge davon veränderten sich die Aktivitäten mehrerer hundert weiterer Gene. Als die Forscher die beiden Gene elt-5 und elt-6 durch RNA-Interferenz blockierten, verlängerte sich die Lebensdauer der Würmer.

Schließlich untersuchten die Wissenschaftler, ob sich verstärkte Zellschädigungen auf die Aktivität dieser Gene auswirken. Die vermehrte Bildung freier Radikale, Bestrahlung und andere Stressfaktoren beeinflussten die Regulatorgene aber nicht und die Geschwindigkeit des Alterns blieb gleich. Offenbar gibt es genetische Regulationsmechanismen, die mit der Zeit vom ursprünglichen Normalzustand abweichen und dadurch Alterserscheinungen hervorrufen, sagt Kim. Bei sehr langlebigen Tieren wie einigen Schildkröten und Muscheln findet diese Abweichung wahrscheinlich nicht statt. Das könnte bedeuten, dass das Altern nicht unvermeidlich ist, sondern sich möglicherweise aufhalten oder gar umkehren ließe.

Stanford University
Quelle: "An elt-3/elt-5/elt-6 GATA Transcription Circuit Guides Aging in C. elegans", Yelena V. Budovskaya et al.; Cell, Vol. 134, p. 291 (2008), DOI: 10.1016/j.cell.2008.05.044


 

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