Überproduktion von Mikro-RNA fördert Krebswachstum

Das Ausschalten einer bestimmten Mikro-RNA begünstigt im Tierversuch das Absterben von Lungenkrebszellen
Dallas (USA) - Menschliche Zellen produzieren etwa tausend verschiedene Mikro-RNAs, kleine Nukleinsäuremoleküle, die eine wichtige Rolle bei der Regulation von Genen spielen. Eine davon fördert offenbar das Wachstum von Lungentumoren, wenn sie im Übermaß gebildet wird, bestätigen jetzt amerikanische Mediziner. Wenn die Produktion der Mikro-RNA miR-21 jedoch blockiert wird, so zeigten die Versuche mit Mäusen, dann starben Krebszellen schneller durch den programmierten Zelltod ab. Ein entsprechender Hemmstoff könnte daher die Erfolgsaussichten einer Chemotherapie verbessern, schreiben die Forscher im Fachblatt "Cell Cancer".

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Überproduktion von miR-21 allein zwar nicht ausreicht, um Tumoren in einem gesunden Tier zu erzeugen. Aber diese Mikro-RNA scheint Wachstum und Überleben bereits vorhandener Lungentumoren zu begünstigen", sagt Mark Hatley, Mitglied des Forschungsteams von Eric Olson am University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas. Die Forscher arbeiteten mit speziellen Mäusen, die im Laufe ihres Lebens an einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom erkranken, der häufigsten Form von Lungenkrebs beim Menschen. Einige Tiere wurden genetisch so verändert, dass sie übermäßig viel miR-21 produzierten, bei anderen hatte man das entsprechende Gen ganz eliminiert.

Im Alter von 18 Wochen waren bei den Mäusen mit verstärkter miR-21-Produktion deutlich mehr Lungentumoren gewachsen als bei denen mit normalem miR-21-Spiegel. Die Tiere, die diese Mikro-RNA gar nicht mehr bilden konnten, blieben zwar nicht vom Krebs verschont. Ihre Krebszellen ließen sich aber durch eine Chemotherapie viel leichter abtöten. Genetisch veränderte krebsfreie Mäuse, die lediglich vermehrt miR-21 produzierten, entwickelten keine Lungentumoren. miR-21 blockiert Gene, die eingeschaltet werden müssen, damit der programmierte Zelltod, die Apoptose, ablaufen kann. Normalerweise wird diese Blockade in geschädigten Zellen aufgehoben, wodurch auch Krebszellen sterben. Bleibt der miR-21-Spiegel hoch, versagt dieser Schutzmechanismus. "Es ist möglich, dass ein gegen miR-21 gerichteter Wirkstoff helfen könnte, den Krebs in Schach zu halten", sagt Olson. Weitere Forschungen müssten aber zunächst zeigen, ob sich die Ergebnisse der Tierversuche auf den Menschen übertragen und für eine Therapie anwenden lassen.

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Quelle: "Modulation of K-Ras-Dependent Lung Tumorigenesis by MicroRNA-21", Mark E. Hatley et al.; Cancer Cell, Vol. 18, p. 282, DOI: 10.1016/j.ccr.2010.08.013


 

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