Tyrannosaurus rex: Von Parasiten dahingerafft
"Was meine Aufmerksamkeit auf Trichomonaden als mögliche Verursacher dieser mysteriösen Läsionen an den Kiefern von Tyrannosaurus lenkte, waren die Anzeichen dieser Krankheit bei Raubvögeln", erzählt Ewan D.S. Wolff von der University of Wisconsin-Madison. Bei Vögeln verursacht ein Einzeller namens Trichomonas gallinae mitunter ernsthafte Schäden an den Kieferknochen. Während der Parasit bei Tauben häufig kaum Symptome auslöst, ist er auch auf Raubvögel übertragbar, bei denen er schwerwiegende Läsionen hervorruft. Art, Muster und anatomische Anordnung dieser Schädigungen entsprechen denen an den Kieferknochen der untersuchten Tyrannosaurier, fanden die Wissenschaftler. Wolff und seine Kollegen hatten die Schädigungen an den Kiefern von insgesamt zehn Tyrannosaurus-Exemplaren genauestens untersucht - darunter Sue, eines der bekanntesten und größten Skelette von T. rex, das besonders gut erhalten und recht vollständig ist. Bisher galten Bakterieninfektionen oder Bissspuren als Ursache der Löcher in den Kieferknochen.
Kampfspuren sind zwar nicht selten, aber diese Narben unterscheiden sich deutlich von den Schädigungen durch den Parasiten. Die von den Trichomonaden verursachten Löcher sind eher ordentlich mit weichen Kanten, während Hinterlassenschaften eines Kampfes häufig chaotischer sind und den Knochen auf eine Weise durchbrechen, die nicht ohne weiteres vergleichbar mit den Krankheitszeichen sind. "Die Läsionen, die wir bei Sue gefunden haben, legen ein sehr weit fortgeschrittenes Krankheitsstadium nahe und könnten sogar der Grund für ihr Ableben gewesen sein", sagt Wolff. Da die Parasiten sich im hinteren Rachenraum ansiedeln, besteht die Möglichkeit, dass Kauen und Schlucken von den Schäden durch den Einzeller irgendwann derart beeinträchtigt wurden, dass Sue und ihre Artgenossen verhungerten. Von anderen Dinosaurierarten sind derartige Spuren von Trichomonaden bislang nicht bekannt.