Tyrannosaurus rex: Von Parasiten dahingerafft

Eine Infektion mit Trichomonaden, wie sie viele heutige Vögel haben, befiel bereits die Tyrannosaurier vor Millionen von Jahren
Rekonstruktion der Trichomonadeninfektion bei T. rex
Rekonstruktion der Trichomonadeninfektion bei T. rex
© Chris Glen, University of Queensland
Madison (USA) - Gerne wird Tyrannosaurus rex als kampflustige Bestie dargestellt, die keinem Gegner aus dem Weg ging. Mancher T. rex ist aber möglicherweise weitaus weniger heroisch von einem Parasitenbefall dahingerafft worden. Untersuchungen eines internationalen Forscherteams zufolge sind bestimmte Löcher in den Kieferknochen der Urzeitriesen nicht wie ursprünglich häufig angenommen die Hinterlassenschaften eines wilden Kampfes, sondern vielmehr charakteristische Spuren einer Infektion mit Trichomonaden. Demnach könnten die Dinosaurier schlicht einer Krankheit zum Opfer gefallen sein, die auch heute noch viele Vögel befällt, berichten die Wissenschaftler im Online-Fachblatt "Public Library of Science One". Im Endstadium ist der Befall mit den einzelligen Parasiten im Mund- und Rachenraum womöglich derart heftig, dass die riesigen Dinosaurier keine Nahrung mehr aufnehmen konnten und verhungerten.

"Was meine Aufmerksamkeit auf Trichomonaden als mögliche Verursacher dieser mysteriösen Läsionen an den Kiefern von Tyrannosaurus lenkte, waren die Anzeichen dieser Krankheit bei Raubvögeln", erzählt Ewan D.S. Wolff von der University of Wisconsin-Madison. Bei Vögeln verursacht ein Einzeller namens Trichomonas gallinae mitunter ernsthafte Schäden an den Kieferknochen. Während der Parasit bei Tauben häufig kaum Symptome auslöst, ist er auch auf Raubvögel übertragbar, bei denen er schwerwiegende Läsionen hervorruft. Art, Muster und anatomische Anordnung dieser Schädigungen entsprechen denen an den Kieferknochen der untersuchten Tyrannosaurier, fanden die Wissenschaftler. Wolff und seine Kollegen hatten die Schädigungen an den Kiefern von insgesamt zehn Tyrannosaurus-Exemplaren genauestens untersucht - darunter Sue, eines der bekanntesten und größten Skelette von T. rex, das besonders gut erhalten und recht vollständig ist. Bisher galten Bakterieninfektionen oder Bissspuren als Ursache der Löcher in den Kieferknochen.

Kampfspuren sind zwar nicht selten, aber diese Narben unterscheiden sich deutlich von den Schädigungen durch den Parasiten. Die von den Trichomonaden verursachten Löcher sind eher ordentlich mit weichen Kanten, während Hinterlassenschaften eines Kampfes häufig chaotischer sind und den Knochen auf eine Weise durchbrechen, die nicht ohne weiteres vergleichbar mit den Krankheitszeichen sind. "Die Läsionen, die wir bei Sue gefunden haben, legen ein sehr weit fortgeschrittenes Krankheitsstadium nahe und könnten sogar der Grund für ihr Ableben gewesen sein", sagt Wolff. Da die Parasiten sich im hinteren Rachenraum ansiedeln, besteht die Möglichkeit, dass Kauen und Schlucken von den Schäden durch den Einzeller irgendwann derart beeinträchtigt wurden, dass Sue und ihre Artgenossen verhungerten. Von anderen Dinosaurierarten sind derartige Spuren von Trichomonaden bislang nicht bekannt.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Common Avian Infection Plagued the Tyrant Dinosaurs", Ewan D. S. Wolff et al.; Public Library of Science One (Ausgabe vom 29. September)


 

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