Typhuserreger heften sich an Gallensteine

Wenn die Bakterien auf Gallensteinen Biofilme bilden, führt das zu einer dauerhaften Besiedlung und macht die Betroffenen zu einer gefährlichen Infektionsquelle für andere Menschen
Columbus (USA) - Typhusbakterien können, auch ohne Krankheitssymptome auszulösen, dauerhaft die Gallenblase infizieren. Diese chronische Infektion wird durch Gallensteine begünstigt, berichten jetzt amerikanische Forscher. In Versuchen mit Mäusen konnten sie zeigen, dass die Erreger - ein bestimmter Typ von Salmonellen - Gallensteine mit einem Biofilm überziehen. Im Schutz dieser Schleimschicht sind die Bakterien widerstandsfähig gegenüber Antibiotika und der Immunabwehr. Auch auf menschlichen Gallensteinen wurden Biofilm bildende Salmonellen gefunden. Bisher besteht die einzige Behandlungsmöglichkeit darin, die Gallenblase zu entfernen. Nun wäre es möglich, eine alternative Therapie zu entwickeln, die darauf abzielt, den Biofilm zu zerstören, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)".

"Gallensteine bieten den Salmonellen eine Oberfläche, auf der sie einen Biofilm bilden können, der eine dauerhafte Infektion ermöglicht", sagt John Gunn von der Ohio State University in Columbus. Nach einer Ansteckung mit Typhuserregern (Salmonella enterica Serovar Typhi) können so Menschen zu Dauerausscheidern werden und zur Verbreitung der Krankheit beitragen. In Mexiko, wo Typhuserkrankungen häufig sind, fanden die Forscher solche Biofilme auf Gallensteinen bei fünf Prozent der untersuchten Patienten ohne Typhussymptome, denen die Gallenblase entfernt wurde.

Für die Tierexperimente fütterten die Forscher Mäuse acht Wochen lang mit einer fettreichen Kost, so dass sich cholesterinhaltige Gallensteine bildeten. Dann wurden diese und normal ernährte Tiere mit einer für Mäuse infektiösen Salmonellenart (Salmonella enterica serovar Typhimurium) infiziert. Nach drei Wochen enthielten die Gallenblasen mit Gallensteinen deutlich mehr Bakterien als steinfreie Gallenblasen. Außerdem schieden die Mäuse mit Gallensteinen dreimal mehr Erreger mit dem Kot aus als die anderen Tiere. Das Tiermodell erleichtert die Entwicklung von Therapien, die Biofilme angreifen sollen.

Salmonella enterica Serovar Typhi ist ein Krankheitserreger, der nur den Menschen infiziert. In den Entwicklungsländern erkranken daran jährlich mehr als 20 Millionen Menschen. Die Bakterien werden mit verschmutztem Wasser oder verunreinigter Nahrung aufgenommen. Die mehrere Wochen andauernde, mit hohem Fieber und Bauchschmerzen verbundene Infektion kann unbehandelt tödlich verlaufen. Nur ein kleiner Teil der Erkrankten wird zu Dauerausscheidern.

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Quelle: "Gallstones play a significant role in Salmonella spp. gallbladder colonization and carriage", Robert Crawford et al.; Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Online-Publikation, http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1000862107


 

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