Tumore besitzen weit mehr Krebsstammzellen als bisher gedacht

Ein unerwartet hoher Anteil von Krebszellen eines Melanoms ist in der Lage, neue Tumore zu bilden
Melanom (Schwarzer Hautkrebs)
Melanom (Schwarzer Hautkrebs)
© Timothy Johnson
Ann Arbor (USA) - Nicht alle Krebszellen eines Tumors haben gleichermaßen die Fähigkeit, neue Tumore zu bilden. Nur so genannte Krebsstammzellen können unbegrenzt wachsen und Metastasen erzeugen. Bisher ging man davon aus, dass nur ein winziger Bruchteil der Tumorzellen diese Eigenschaft besitzt. Jetzt zeigen Experimente amerikanischer Mediziner, dass etwa ein Viertel der Zellen eines Melanoms in der Lage ist, in Versuchstieren zu Tumoren heranzuwachsen. Für die Krebstherapie bedeutet das, dass Medikamente gegen ein großes Spektrum verschiedener Tumorzelltypen gerichtet sein müssen, wenn sie ein erneutes Krebswachstum verhindern sollen, schreiben die Forscher im Fachjournal "Nature".

Das bisherige Testverfahren habe die Zahl Tumor bildender Krebszellen eines Tumors stark unterschätzt, sagt Sean Morrison vom Center for Stem Cell Biology der University of Michigan in Ann Arbor. "Unsere Daten zeigen, dass eine Therapie, die nur auf eine kleine Subpopulation von Zellen abzielt, keine Heilung bei schwarzem Hautkrebs bewirken würde." Nach der Krebsstammzell-Hypothese wäre eine Heilung durch spezielle Medikamente möglich, die gezielt die wenigen Krebsstammzellen eines Tumors zerstören. Um zu ermitteln, welcher Anteil von Zellen eines Tumors neue Tumore bilden kann, injiziert man die unterschiedlichen Zelltypen des Tumors in Mäuse mit weitgehend ausgeschaltetem Immunsystem. Diese Versuche hatten ergeben, dass nur etwa eine von einer Million Tumorzellen in der Lage war, einen neuen Tumor im Versuchstier zu erzeugen.

Morrison und seine Kollegen verbesserten dieses Testverfahren insbesondere dadurch, dass sie andere Versuchstiere benutzten. Die bisher verwendeten Mäuse besaßen immer noch natürliche Killerzellen, einen Bestandteil des angeborenen Immunsystems. Diese zerstörten einen großen Teil der übertragenen menschlichen Tumorzellen, wie die Forscher feststellten. Sie setzten daher genetisch veränderte Mäuse ein, denen auch die natürlichen Killerzellen fehlten. Diesen Tieren injizierten sie einzelne Zellen aus Melanomen von zwölf Patienten. Aus jeder vierten Tumorzelle bildete sich ein neuer Tumor. Weit mehr Zelltypen eines Tumors als bisher angenommen besaßen also die Fähigkeit zu unbegrenztem Wachstum und Neubildung eines Tumors und müssten für eine erfolgreiche Therapie zerstört werden. Noch ist nicht geklärt, ob die für Melanome erzielten Ergebnisse einen Sonderfall darstellen oder auf alle Tumorarten übertragbar sind.

University of Michigan / Nature
Quelle: "Efficient tumour formation by single human melanoma cells", Elsa Quintana et al., Nature, Vol. 456, p. 593 (2008)


 

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