Tuberkulose-Fallstudie: Antibiotikum verschlimmert die Infektion

Anstatt die Erreger abzutöten, förderte das Tuberkulosemittel Rifampicin bei einem Patienten das Wachstum der mutierten Bakterien
Mycobacterium tuberculosis (im Rasterelektronenmikroskop)
Mycobacterium tuberculosis (im Rasterelektronenmikroskop)
© Janice Carr, Centers for Disease Control and Prevention
Baltimore (USA) - Bei einer Tuberkuloseinfektion dient Rifampicin als Antibiotikum der ersten Wahl, das zusammen mit anderen Mitteln eingesetzt wird. Doch amerikanische Mediziner berichten jetzt von einem Patienten, dessen Zustand sich während der Standardtherapie stark verschlechterte. Erst als die Ärzte eine Antibiotikakombination ohne Rifampicin verabreichten, gelang die Heilung des 35-jährigen Mannes. Der Infektionserreger war ein ungewöhnlicher Stamm vom Mycobacterium tuberculosis, der zum Wachstum Rifampicin benötigte. Diese bisher unbekannte Rifampicin-Abhängigkeit sollte als mögliche Ursache einer erfolglosen Anfangstherapie zukünftig in Betracht gezogen werden, schreiben die Forscher im "International Journal of Tuberculosis and Lung Disease".

Diese Studie zeige, wie gefährlich es sein kann, nicht oder nicht früh genug zu testen, ob die eingesetzten Antibiotika gegen den Erreger überhaupt wirksam sind, sagt Ying Zhang von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore. "Es sind dringend weitere Studien nötig, um zu klären, wie häufig eine solche Rifampicin-Abhängigkeit bei multiresistenten Stämmen von Tuberkulosebakterien vorkommt", so Zhang. Bei dem Patienten war auch der Einsatz von Rifapentin, einem neueren Mittel aus der Gruppe der Rifamycine, unwirksam geblieben. Die mutierten Bakterien ließen sich in größeren Mengen nur in solchen Nährlösungen anzüchten, denen Rifampicin zugesetzt wurde. Die Forscher empfehlen, bei ausbleibendem Erfolg im Verlauf der sechsmonatigen Standardtherapie das Wachstum des Erregers in Rifampicin-haltigen Nährlösungen zu prüfen und auf eine Behandlung ohne Rifamycine zu wechseln.

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Quelle: "An interesting case of rifampicin-dependent/-enhanced multidrug-resistant tuberculosis", Zhong, M. et al.; International Journal of Tuberculosis and Lung Disease, Vol. 14, pp. 40-44(5)


 

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