Testosterontherapie: Kein Einfluss auf Gefäßverkalkung – und kein besserer Sex
Um die Auswirkungen einer regelmäßigen Testosteronzufuhr auf die Gesundheit von Herz und Gefäßen zu ermitteln, seien wesentlich größere Studien erforderlich, schreiben die Forscher um Shalender Bhasin von der Harvard Medical School in Boston. In ihrer placebokontrollierten Doppelblindstudie beschränkten sie sich zum einen darauf, zu beobachten, wie sich während einer dreijährigen Testosteronbehandlung die Struktur der Arterienwände verändert. Zum anderen erhielten sie mittels standardisierter Fragebögen Angaben über verschiedene Sexualfunktionen sowie das allgemeine Wohlbefinden der Männer. Die 308 Testpersonen waren älter als 59 Jahre und hatten Testosteronblutwerte, die mit 100 bis 400 ng/dl unterhalb oder im unteren Bereich des Normwertes für jüngere Männer lagen.
Die Hälfte der Teilnehmer erhielt ein testosteronhaltiges Gel zur täglichen Anwendung. Die Hormondosis wurde zwei Wochen nach Beginn der Behandlung jeweils so angepasst, dass der Blutspiegel mittlere Normwerte von 500 bis 900 ng/dl erreichte. Die Kontrollgruppe benutzte ein hormonfreies Gel. Veränderungen der Arterienverkalkung registrierten die Mediziner, indem sie per Ultraschalltechnik die Wanddicke der Halsschlagader kontrollierten und mit Hilfe einer Computertomographie den Kalziumgehalt in Ablagerungen der Herzkranzgefäße ermittelten. Es ergab sich kein Zusammenhang zwischen der Testosterontherapie und Veränderungen der Gefäßwände. Auch die Angaben über Potenzstörungen, Libido und allgemeines gesundheitliches Befinden unterschieden sich bei beiden Gruppen nicht.
Männer mit Erektionsstörungen würden sicherlich von Phosphodiesterase-Hemmern wie Sildenafil (Viagra), Tadalafil (Cialis) oder Vardenafil (Levitra) stärker profitieren als von einer Testosteronzufuhr, schreiben die Autoren. Andere Studien ließen vermuten, dass ein zu geringer Testosteronspiegel die Entwicklung einer Arteriosklerose beschleunigen und das Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten erhöhen könnte. Die neue Untersuchung stützt diesen Zusammenhang nicht. Ein Testosteronmangel kann bei einigen Männern auch die Vitalität schwächen und depressive Störungen verursachen. Doch diese Beeinträchtigungen der Lebensqualität lassen sich offenbar nicht einfach durch eine Testosteronbehandlung ausgleichen. Die Gründe dafür bleiben zunächst ungeklärt.