Technik statt Muskeln: Wenn Schlangen Schlangen verschlingen

„Unter Berücksichtigung ihrer Größe haben Königsnattern die stärkste Würgekraft, die wir bisher gemessen haben“, sagt David Penning von der Missouri Southern State University in Joplin. „Wir vermuten, dass die überlegene Würgeleistung darauf beruht, wie sie ihren Körper einsetzt“. Die immer gleiche Form der Windungen, die einer Sprungfeder ähneln, ermöglicht offenbar einen optimalen Würgedruck und minimiert gleichzeitig die Bewegungs- und Fluchtmöglichkeiten des Opfers. Kletternattern umschlingen die Beute auf sehr variable Art und Weise und sind dabei weniger effizient.
Zusammen mit Brad Moon von der University of Louisiana at Lafayette untersuchte Penning zunächst 36 tote Exemplare verschiedener Arten von Königsnattern der Gattung Lampropeltis und Kletternattern der Gattung Pantherophis. Dabei ergaben sich keine Unterschiede in der Muskelmasse gleich großer Tiere. Dagegen zeigten Messungen bei insgesamt 182 lebenden Schlangen beider Gattungen einen deutlichen Unterschied: Alle drei Arten der getesteten Königsnattern erzeugten höhere Druckkräfte beim Würgen von Mäusen als drei Arten von Kletternattern. Die bei Befreiungsversuchen fixierter Schlangen gemessenen Kräfte hingen allein von der Körpergröße ab, nicht von der Gattung oder Spezies.
Demnach beruht die Überlegenheit der Königsnattern allein auf der besseren Würgetechnik und nicht auf weniger erfolgreichen Befreiungsversuchen der Kletternattern. Da es Stunden dauern kann, bis eine Königsnatter eine Kletternatter erwürgt hat, wäre noch eine weitere Erklärung möglich: Auch die größere Ausdauer bei der Muskelanspannung könnte ein wichtiger Faktor sein. Es sei zudem nicht ausgeschlossen, dass noch nicht entdeckte zusätzliche Besonderheiten eine Rolle spielen.
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