Tarnkappe für Schallwellen

Metamaterial aus dünnen Kunststofffolien wirkt als akustischer Wellenleiter – Anwendung für Schalldämpfung und gerichtete Schallausbreitung möglich
In der Mitte zwischen zwei Wellenleitern leitet ein akustisches Metamaterial aus fein strukturierten Kunststoffmembranen Schallwellen effizient weiter. Aus diesem Metamaterial ließen sich auch akustische Tarnkappen fertigen.
In der Mitte zwischen zwei Wellenleitern leitet ein akustisches Metamaterial aus fein strukturierten Kunststoffmembranen Schallwellen effizient weiter. Aus diesem Metamaterial ließen sich auch akustische Tarnkappen fertigen.
© Liu/Nanjing University
Nanjing (China) - Mit symmetrisch strukturierten Metallflächen fertigten Forscher in den vergangenen Jahren zahlreiche Tarnkappen, sowohl für Mikrowellen als auch für sichtbares oder infrarotes Licht. Diese Metamaterialien konnten Lichtwellen um ein getarntes Objekt leiten, als ob dieses überhaupt nicht existierte. Das gleiche Prinzip übertrug eine chinesische Arbeitsgruppe nun auf Schallwellen. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Journal of Applied Physics“ berichten, könnte mit ihren akustischen Metamaterialien sowohl ein effizienter Schallschutz als auch eine kontrollierte Schallausbreitung verwirklicht werden.

„Wir waren sehr neugierig, ob wir tatsächlich akustische Tarnkappen aus unseren dünnen Membranen erschaffen könnten“, sagt Xiaojun Liu von der Nanjing University. Genau dieses Ziel erreichte Liu zusammen mit seinen Kollegen nach vielen Computersimulationen und Versuchen. Für ihr akustisches Metamaterial durchlöcherten sie eine nur einen zehntel Millimeter dünne Folie aus Polyethylen mit zahlreichen, symmetrisch angeordneten Bohrungen mit je neun Millimeter Radius. Diese Membran setzten sie zwischen zwei metallische Wellenleiter.

In ersten Versuchen sendeten die Forscher Schallwellen mit einer Frequenz von 990 Hertz durch den Wellenleiter auf die Membran. Von der Membran, dem akustischen Megamaterial, wurde der Schall ohne nennenswerte Verluste an den zweiten Wellenleiter übertragen. Würde man nun eine Hülle aus dieser Kunststoffmembran bauen, könnte man Schallwellen einer Frequenz auffangen, ohne dass sie in den umhüllten Bereich gelangen könnten. Liu und Kollegen denken aber nicht nur an solche akustischen Tarnkappen. Sie haben Interesse an Metamaterial-Strukturen, mit denen sich Schallwellen beispielsweise fast verlustfrei um Hindernisse führen ließen.

Über kleine Variationen im Aufbau ließen sich diese Kunststoffmembranen schon an andere Frequenzbereiche anpassen. Doch von einem akustischen Metamaterial, das Schallwellen über ein breites Frequenzband entsprechend dem menschlichen Hörsinn leiten kann, sind die Forscher noch weit entfernt. So müssen für einen effizienten Schallschutz bis auf Weiteres bewährte Dämmstoffe und Antischall-Techniken genutzt werden.

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